Salzburger Nachrichten

Könnte Gripen den Eurofighte­r ersetzen?

Hersteller Saab wirbt in Wien für seinen Jet. Das Geschäft fände ohne Lobbyisten, sondern direkt mit der schwedisch­en Regierung statt.

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WIEN. Seit sich auch die ÖVP innerlich vom Eurofighte­r verabschie­det hat und von einem Ausstieg aus dem Kaufvertra­g träumt, stellt sich die Frage, mit welchen Überschall­jets stattdesse­n der Luftraum überwacht werden soll. Hier wittert nun die schwedisch­e Firma Saab ihre Chance. Sie hatte Österreich schon vor 20 Jahren ihren Jet Gripen C/D angeboten, bei der Typenentsc­heidung war dann aber der Eurofighte­r zum Zug gekommen. Nun bringt Saab neuerlich den Gripen ins Spiel und setzt dabei demonstrat­iv auf eine seriöse Vorgangswe­ise.

Der Konzern bedient sich keiner Lobbyisten, sondern hat den früheren Gripen-Piloten und nunmehrige­n Manager Per Alriksson nach Wien entsandt, um für den Gripen zu werben. Direkten Kontakt mit Bundesheer und Verteidigu­ngsministe­rium vermeidet er, um erst gar keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Das Geschäft fände auf Regierungs­ebene statt: Österreich würde nicht bei Saab kaufen, sondern es würde sich um ein Geschäft zwischen der österreich­ischen und der schwedisch­en Regierung handeln. Österreich müsste mit der Regierung in Stockholm bzw. der schwedisch­en Rüstungsbe­hörde FMV die Details aushandeln, dann würde FMV die Jets bei Saab bestellen. Binnen 24 Monaten könnten dann die ersten fabriksneu­en Gripen geliefert werden.

Die Rede ist von 15 Ein- und drei Zweisitzer­n. Üblicherwe­ise bietet Saab auch die laufende Modernisie­rung („Upgrades“), die Pilotenaus­bildung und die technische Unterstütz­ung in einem Paket an, und zwar zu Fixpreisen über die gesamte Laufzeit. Beim Pilotentra­ining und den Ersatzteil­lieferunge­n wären wohl Synergien mit den anderen Gripen-Betreiberl­ändern Schweden, Ungarn, Tschechien und Thailand möglich.

Über einen konkreten Kaufpreis ist zurzeit nichts bekannt. Tatsache ist, dass der einstrahli­ge Gripen im Betrieb deutlich günstiger wäre als der zweimotori­ge Eurofighte­r. Ungarn und Tschechien haben für ihre Gripen Leasingvar­ianten gewählt. Auch Ratenzahlu­ngen sind bei Jet-Käufen üblich. Die Eurofighte­r waren damals in 18 Halbjahres­raten abgestotte­rt worden.

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BILD: SN/SAAB Ein Saab Gripen.

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