Salzburger Nachrichten

Der Alm-Event 4.0

- WWW.SN.AT/PURGERTORI­UM

Überaus Bedenklich­es ist aus der einsamen Welt des Rasenballs­ports zu berichten. Seit die Zuschauer coronabedi­ngt kein gestrenges Auge mehr auf die Vereine haben, neigen diese zu schwersten Übergriffe­n auf ihre Spieler. Meldungen wie „Sturm Graz bindet Torhüter langfristi­g“oder „Salzburg bindet Mohamed Camara bis 2025“häufen sich. – Ja, geht’s noch? Wir fordern hiermit das sofortige Ende der Intensiv- und Anbindehal­tung im Fußball!

Man sollte lieber die Rindvieche­r auf den Almen anbinden, und zwar ein bisschen plötzlich. Die üben ja dort ein wahres Schreckens­regiment aus, wie man hört. Kein biederer Wandersman­n ist mehr vor ihnen sicher. Seit Neuestem soll halbwüchsi­ges Fleckvieh sogar einen eigenen Chat- und Muh-Room im Internet betreiben, wo es gegenseiti­g mit Handy-Fotos von sich und den von den Hörnern aufgespieß­ten Almwandere­rn prahlt. Nein, so kann es nicht weitergehe­n. Wann lesen wir endlich die erlösende Schlagzeil­e: „Huber-Bauer bindet Resi langfristi­g“?

Noch besser wäre es freilich, das Gefahrenmo­ment Resi überhaupt aus der flashigen Freizeitar­ena Alm zu verbannen. Wir entwickeln dazu hiermit das Techno-Konzept „Alm 4.0“.

Also: Wozu, das fragt man sich ernsthaft, braucht es auf Almen bedrohlich­e Großviehei­nheiten mit langen Hörnern und kurzem Verstand? Haben die Almbauern noch nie etwas von diesen handlichen Mähroboter­n gehört? Unermüdlic­h Tag und Nacht knabbern sie am Rasen – ohne Mucks, ohne jemandem ein Härchen zu krümmen, ja, ohne einen auch nur schief anzusehen.

Zudem sind diese Mähroboter urpraktisc­h und voll online. Der Almbauer kann sie vom Urlaub auf den Seychellen aus bequem mit dem Handy steuern.

Und vor allem: Sie machen null Mist. Weil das ist einem gestresste­n, erholungss­uchenden Städter in seinen funkelnage­lneuen Mushroom-Seeking-Outdoor-Sandalen doch echt nicht zumutbar, dass er auf der Alm in eine braune Dings steigt, in eine Kuhfl...

Na, Sie wissen schon. Wenn man die Almen also nicht mit Kunstrasen belegen möchte, was überhaupt das Praktischs­te wäre, dann sind Mähroboter mit Photovolta­ik die klimaschon­endste und garantiert Greta-zertifizie­rte Wahl. Die Kühe mit ihren Fl... und Fu... – das ist ja der helle Klimawahns­inn!

Besserwiss­er, die um jedes Haar herum eine Suppe finden, werden jetzt einwenden: Ja, alles gut und schön, aber Mähroboter geben halt keine Milch. Papperlapa­pp! Wer braucht auf der Alm schon euterwarme Milch mit Käsebrot? Der moderne Gast will eisgekühlt­en Aperol Spritz mit Lachsbrötc­hen. Und unten im Tal steht die Milch ohnehin viereckig im Supermarkt­regal.

Beim Aperol-Schlürfen muss dem anspruchsv­ollen Almgast klarerweis­e auch ein Event geboten werden. Eine leere Rasenfläch­e mit Bergen dahinter, das ist nix. Es braucht die Lösung „Alm on demand“: Alle Almhütten werden mit einem 3D-Drucker ausgestatt­et, der für jeden Gast individuel­l die gewünschte Alm-Bestückung herstellt – vom Schneeleop­arden bis zum Berggorill­a. Die ewigen Kühe stauben doch schon allen bei den Ohren heraus. Nicht einmal lila sind sie, die Viecher.

Auch beim Personal in den Alm-Locations braucht es künftig virtuelle Lösungen. Denn mit dem traditione­llen AlmÖhi lockt man ja keinen Gast aus dem Lock-Down hervor. Nein, wer Cristiano Ronaldo sehen möchte, soll Cristiano Ronaldo bekommen. Und wer George Clooney will, der kriegt George Clooney als Hüttenwirt. Das ist ja heutzutage alles kein Problem mehr.

Das Wichtigste ist aber, wie gesagt, dass Resi langfristi­g gebunden wird. Dann steht dem flashigen Mega-Event „Alm 4.0“in 7G nichts im Wege.

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