Salzburger Nachrichten

„Wir sind so froh, daheim zu sein“

Zwei junge Salzburger­innen erlebten eine wahre Odyssee in Peru – mit zwei Wochen Quarantäne.

- Magdalena, Konditorin

SALZBURG. Am vorigen Freitag ging ein Flug der Austrian Airlines von Lima nach Wien. Diese Rückholakt­ion nützte der 28-jährigen Konditorin Magdalena aus Bergheim und ihrer Freundin Michaela jedoch nichts. Sie befanden sich im 1100 Kilometer entfernten Cusco. Aufgrund der strengen Ausgangsbe­schränkung­en in Peru konnten sie nicht zum Abholpunkt gelangen. Busse nach Lima wurden nicht organisier­t. Der Flieger hob ohne sie ab.

Die Salzburger­innen waren bereits am 20. Februar für zwei Wochen nach Brasilien geflogen, bevor sie weiter nach Peru reisten. Die Frage, aufgrund des Coronaviru­s nicht zu fliegen, stellte sich damals nicht. „Wir haben uns nichts gedacht, das Virus wurde zu diesem Zeitpunkt auch in Österreich noch nicht so ernst genommen“, sagt Magdalena. In Peru hätten nur Vereinzelt­e Masken getragen, riesige Märkte hätten stattgefun­den. Doch am 15. März änderte sich das schlagarti­g. „Als wir abends von einer Trekkingto­ur in unser Hostel zurückkehr­ten, hieß es, wir dürfen das Gebäude nicht mehr verlassen.“Perus Präsident Martín Vizcarra hatte den nationalen Notstand erklärt. Das ganze Land wurde für mindestens zwei Wochen unter Quarantäne gestellt.

Von da an durften die Hostelbewo­hner nur noch alle paar Tage hinaus, um die wichtigste­n Besorgunge­n im Supermarkt zu erledigen. „Als Tourist erntete man böse Blicke“, berichtet Magdalena. Vor allem Europäer seien angefeinde­t worden. Sie hätten das Virus ins Land gebracht, hieß es.

Zwei Wochen saßen die Salzburger­innen im Hostel fest. Dabei hätten die beiden Glück gehabt, wie sie sagen. Im Hostel nebenan mussten die Bewohner für bis zu drei Monate in Quarantäne bleiben, weil dort positive Coronafäll­e bestätigt wurden. Sie hätten das Beste aus der Zeit im Hostel gemacht, wie Magdalena erzählt.

Sie bewohnten ein Achtbettzi­mmer zu zweit. Abends saßen sie mit den übrigen 15 Gästen unterschie­dlicher Nationen beisammen, spielten Karten und Tischfußba­ll. Um zwei bis drei Euro bekamen sie täglich warmes Mittag- und Abendessen. Die Hostels wurden streng kontrollie­rt, so durfte beispielsw­eise kein Alkohol getrunken werden.

„Das Schlimmste war die Ungewisshe­it, nicht zu wissen, wann und wie wir nach Hause kommen“, sagt Magdalena. Sie erkundigte­n sich alle zwei Tage bei der österreich­ischen Botschaft in Lima nach Rückholflü­gen. „Wir wurden immer wieder hingehalte­n.“Es hieß, keiner könne ausgefloge­n werden. „Aber die Mexikaner wurden bereits nach zwei Tagen abgeholt, auch die israelisch­en Touristen und die Iren reisten ab. Wir haben uns dann auch bei den Schweizern und Deutschen auf die Liste setzen lassen.“Johannes Strasser aus dem Außenminis­terium sagte auf SN-Anfrage: „Die Rückholung aus Peru ist nicht einfach, die Bedingunge­n vor Ort ändern sich täglich.“

Als die Nachricht von der österreich­ischen Botschaft einging, es gäbe bei den Schweizern freie

Plätze für einen Bustransfe­r nach Lima, reagierten die beiden sofort. Der Platz im Flieger sei aber nicht fix, betonte die Botschaft.

Die Salzburger­innen sind das Risiko eingegange­n und haben sich mit ihren Rucksäcken im 45minütige­n

„Wir haben das

Beste aus der Isolation im Hostel gemacht.“

Fußmarsch zum Busbahnhof im abgeriegel­ten Cusco begeben. Ein Konvoi mit Reisebusse­n setzte zur Fahrt nach Lima an, die mehr als 26 Stunden dauerte. Dabei war es ihnen nicht gestattet, den Bus zu verlassen. Es gab keine Pausen. „Das haben wir alles in Kauf genommen, wir wollten nur noch nach Hause.“Zwei Stunden vor ihrer Ankunft in Lima erreichte sie die gute Nachricht: Auch alle Österreich­er hätten Plätze für den Heimflug. „Wir haben gejubelt.“

Der Konvoi war auf der Fahrt, die sie über enge, steile Gebirgsstr­aßen führte, zudem in einen Unfall verwickelt worden. Einer der Busse prallte gegen einen Felsen, zwei Österreich­er wurden

 ??  ?? Magdalena (28) und Michaela (27) auf ihrem 26-stündigen Bustransfe­r
Magdalena (28) und Michaela (27) auf ihrem 26-stündigen Bustransfe­r
 ??  ?? Auf der Fahrt zum Flughafen war der Bus in einen Unfall verwickelt.
Auf der Fahrt zum Flughafen war der Bus in einen Unfall verwickelt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria