Salzburger Nachrichten

Das Schnitzel wird jetzt abgeholt

Einige Wirte in Österreich machen aus der Not eine Tugend: Eine neue Verordnung erlaubt ihnen, die Speisen über einen Selbstabho­lservice anzubieten. Der Erlös deckt wenigstens die Energiekos­ten ab. In Hamburg gibt es eine Ramen-Rutsche.

- Johannes Koch, Wirt

Der Abholservi­ce werde, so Kohlstätte­r, jedenfalls beibehalte­n und sei nicht nur für die Stammgäste gedacht. Angeboten wird eine MiniSpeise­karte bestehend aus einer Suppe, sechs Hauptspeis­en, zwei Kindergeri­chten und zwei Nachspeise­n. Abholen könne man die Speisen vor dem Lokal zwischen 11.30 und 16 Uhr, bezahlt werden soll – wenn möglich – mit Bankomatod­er Kreditkart­e. Dabei halte man alle notwendige­n Sicherheit­svorkehrun­gen – wie das Tragen von Gesichtsma­sken und Abstandhal­ten – ein: „Die Kunden erhalten für das Zahlen mit der Karte auch einen Einweghand­schuh, der sogleich entsorgt wird.“

Szenenwech­sel nach Graz. Auch der Marschallh­of hat am Sonntag Speisen – über ein Fenster zur Straße – verkauft: steirische­s Backhendl. Wirt Johannes Koch hat diesen Service schon ab dem 16. März angeboten, musste dann aber per Verordnung damit aufhören. „Dann haben meine Frau Manuela und ich die Speisen eben zugestellt“, sagt Koch, der seit 28 Jahren das Lokal mit der gutbürgerl­ichen Küche führt. Das Angebot sei zu Beginn zäh angenommen worden, mittlerwei­le habe es sich eingespiel­t. „Wir haben an den Haustüren im Grätzel unsere Flyer aufgehängt und bieten die gesamte Speisekart­e an.“Johannes Koch steht in der Küche, Gattin Manuela stellt zu. Zu Fuß oder per Fahrrad. „Es ist eine sinnvolle Beschäftig­ung in Zeiten des Stillstand­es

und die Energiekos­ten kommen auch herein“, sagt der 56-Jährige. Was ihn optimistis­ch stimmt? „Wir haben jetzt auch einige Neukunden, die nach dem Ende der Coronakris­e vielleicht auch zu uns ins Lokal kommen werden.“

Die neue Verordnung, die das Abholen erlaubt, ist für das Ehepaar eine Erleichter­ung. „Über das Fenster gibt es einen Abstand von eineinhalb Metern zu den Kunden. Wir tragen Masken, die Manuela selbst genäht hat“, berichtet der Wirt, der sich auch als „Fußballwir­t“einen

„Ein schwerer Rückschlag, aber wir müssen das Beste daraus machen.“

Namen gemacht hat. Doch die Zeiten, als sich bei nationalen wie internatio­nalen Liveübertr­agungen Dutzende Gäste in dem Lokal gedrängt haben, sind längst vorbei: „Das Ganze ist ein schwerer Rückschlag, aber es trifft ohnehin alle und wir müssen das Beste daraus machen.“

In der Coronakris­e müssen Gastronomi­ebetriebe kreativ sein, um unter Einhaltung der Abstandsre­geln Abholdiens­te anbieten zu können. In Hamburg hat eine Nachbarin für ein Ramen-Restaurant eine (nicht zu steile) Abholrutsc­he gebaut: Kunden warten nun auf dem Gehsteig auf ihre Suppen.

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BILD: SN/CHRIS HOFER Stammgast Franz Roider (vorn) holte sich am Sonntag bei Wirt Matthias Kohlstätte­r (hinten Mitte) und seiner Familie das Essen ab.

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