Sting-Gitarrist Dominic Miller: Felder aus Gold und ein Pastellherz
Nach dem Konzert, beim Autogrammschreiben am Plattenstand, dreht sich alles um ihn allein. Auf der Bühne allerdings ist es umgekehrt: Da stellt sich Dominic Miller nicht in den Mittelpunkt. Auch wenn er der Chef der Band ist, die am Montagabend im Salzburger Jazzit ein zweieinhalbstündiges Konzert gespielt hat. Und auch wenn es sein Name ist, der für den großen Andrang im kleinen Jazzclub verantwortlich ist.
Die Selbstverständlichkeit, mit der er seinen Mitspielern bei Solospots den Vortritt lässt, hat wohl mit seinem Hauptberuf zu tun. Als Begleiter und Lieferant griffiger Gitarrenthemen für Phil Collins oder Ronan Keating war Miller lang aktiv. Vor allem aber ist er seit 1991 Saitenmann und Ko-Komponist des britischen Popstars Sting.
Das wiederum hört man sogar dann noch, wenn Miller ein Soloalbum für ein Edel-Jazzlabel aufnimmt: In den Instrumentalstücken von „Absinthe“, seiner zweiten Platte bei ECM, mit der Miller derzeit auf Tour ist, spielt er lieber mit Songideen als mit Virtuositätsbeweisen. Auf der Bühne werden die luftigen Songthemen, die Miller mit fein abgemischten Akkordfarben unterlegt, von Bandoneonspieler Santiago Arias und Percussionist Rhani Krija mit weltmusikalischer Leichtigkeit zum Schweben gebracht, während Keyboarder Mike Lindup und Sonnenbrillenträger Nicolas Fiszman am elektrischen Bass den Popfaktor ins Spiel bringen. In Millers Kompositionen, in Beatles-Verneigungen, vielen instrumental gespielten Hits aus der Sting-Schreibwerkstatt („Shape of My Heart“, „St. Agnes and the Burning Train“oder „Fields of Gold“) musiziert das Quintett da mitunter, als ob es keine Schwerkraft gäbe. Nur eingestreute Coverversionen wie „Stayin’ Alive“oder Neil Youngs „Heart of Gold“wirken ein bisschen verloren: Das musikalische Herz von Millers Band stellt man sich lieber in Pastelltönen vor.