Plácido Domingo bat Frauen um Verzeihung
Der 79-Jährige gestand Fehlverhalten ein. Zuvor hatte eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt.
Nach den Vorwürfen sexueller Übergriffe hat Opernstar Plácido Domingo Fehlverhalten eingestanden und sich bei den Betroffenen entschuldigt.
Opernstar Plácido Domingo hat sich bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der #MeToo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten. „Ich möchte, dass sie wissen, dass mir der Schmerz, den ich ihnen zugefügt habe, wirklich leidtut“, hieß es in einer Mitteilung des 79-jährigen Künstlers am Dienstag. „Ich übernehme die volle Verantwortung für mein Handeln, und ich bin aus dieser Erfahrung gewachsen.“Weiter hieß es: Er habe sich in den vergangenen Monaten Zeit genommen, um über die Anschuldigungen nachzudenken, „die verschiedene Kolleginnen von mir gegen mich erhoben haben“. Er verstehe jetzt, „dass einige Frauen vielleicht Angst hatten, sich ehrlich zu äußern, weil sie befürchten, dass ihre Karriere dadurch beeinträchtigt werden könnte. Das war zwar nie meine Absicht, aber man sollte niemandem dieses Gefühl vermitteln.“
Zuvor hatte eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt, die dem spanischen Künstler Übergriffe vorgeworfen hatten. „Die Untersuchung hat ergeben, dass Herr Domingo sich in der Tat unangemessen verhalten hat – bei der Arbeit und außerhalb“, hieß es in einer Mitteilung der AGMA am Dienstag. „Viele der Opfer sagen, dass sie aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen in der Branche bisher geschwiegen hatten.“Die Leitung der AGMA kündigte als Reaktion auf die Untersuchungsergebnisse „angemessene Maßnahmen“an.
Im August 2019 hatte die USNachrichtenagentur Associated Press Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den gefeierten Opernsänger publik gemacht. Insgesamt etwa 20 Frauen haben Domingo Übergriffe vorgeworfen. Er soll ihnen Küsse aufgezwungen, sie begrapscht oder ohne ihr Einverständnis gestreichelt haben. Die
Fälle reichen bis in die 1980er-Jahre zurück. Domingo hatte die Beschuldigungen bisher zurückgewiesen.
Die Vorwürfe haben insbesondere Domingos Karriere in den USA geschadet. So sah er sich gezwungen, all seine Auftritte an der New Yorker Met abzusagen. Anfang Oktober trat Domingo als Generaldirektor der Oper von Los Angeles zurück. Andere Opernhäuser – vor allem in Europa – hielten dagegen weiter an dem Klassik-Weltstar fest. So sind heuer auch Auftritte bei den Salzburger Festspielen und in der Wiener Staatsoper geplant.
Das Direktorium der Salzburger Festspiele erklärte dazu in einer Stellungnahme am Dienstagabend: „Es war und ist den Festspielen ein Anliegen, den mit Vorwürfen eines Fehlverhaltens belasteten Sänger fair zu behandeln, also keine Vorverurteilung vorzunehmen.“Die Faktenlage habe sich, wie die Festspiele betonen, jetzt allerdings geändert, weil Plácido Domingo ein Fehlverhalten selbst eingeräumt habe. Man wolle zunächst umfassende Informationen zum Fortgang der in den USA laufenden Untersuchungen einholen und danach entscheiden. Auch aus Wien hieß es vorerst, man müsse die Angelegenheit in Ruhe prüfen.
Ausgelöst wurde die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt gegen Frauen im Herbst 2017, nachdem Vorwürfe gegen den Hollywood-Mogul Harvey Weinstein bekannt geworden waren.
Wie berichtet, wurde der heute 67-Jährige Montag in New York wegen Vergewaltigung und Nötigung schuldig gesprochen. Schauspielerin Ashley Judd lobte den Mut der Frauen, die gegen den einst mächtigen Hollywood-Produzenten ausgesagt hatten. Sie war eine der Ersten gewesen, die Weinstein öffentlich des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigten. Die Frauenrechtsgruppe Time’s Up sagte zum Urteil gegen Weinstein, es handle sich um eine deutliche Botschaft, dass sexuelle Gewalt nicht länger geduldet werde. Weinstein drohen fünf bis 29 Jahre Haft. Seine Anwälte wollen das Urteil anfechten.
Das Strafmaß soll am 11. März verkündet werden, bis dahin sollte er in Haft bleiben.
„Bin aus dieser Erfahrung gewachsen.“
Plácido Domingo, Opernstar