Salzburger Nachrichten

Die Kombinatio­n von Wasserstof­f und Elektro-Antrieb hat viele Vorteile

Brennstoff­zelle oder Batterie? Das ist hier nicht die Frage. Jedes System für sich hat auch entscheide­nde Nachteile. Aber in der Verbindung könnte daraus eine vielverspr­echende Lösung für die Zukunft entstehen.

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SALZBURG. Was wird die Zukunft sein? Wasserstof­f- oder E-Autos? Die Lösung liegt wahrschein­lich gar nicht im Entweder-oder. Stefan Jakubek und Daniel Ritzberger vom Institut für Mechanik und Mechatroni­k an der TU Wien sind jedenfalls überzeugt, dass vielmehr in der Kombinatio­n verschiede­ner Technologi­en die Antwort liegen könnte.

Ein Konzeptfah­rzeug, das die Vorteile einer Brennstoff­zelle mit der Batteriete­chnik vereint, wurde dieser Tage von einem Konsortium unter Leitung des Antriebssy­stementwic­klers AVL List in Graz präsentier­t. Die dafür notwendige, ausgeklüge­lte Regelungst­echnik für die Brennstoff­zelle wird an der TU Wien entwickelt.

„Die Vorteile dabei sind kurz auf einen Nenner gebracht: Ähnlich wie beim Verbrennun­gsmotor kann man damit Leistung und Reichweite unabhängig voneinande­r installier­en“, erklärt Ritzberger. Das Demonstrat­ionsfahrze­ug kann in der derzeitige­n Konfigurat­ion 500 Kilometer zurücklege­n. Die Reichweite könnte man aber auch auf 700 Kilometer ausbauen. Dazu kommt, dass man Wasserstof­f ähnlich wie Diesel oder Benzin innerhalb weniger Minuten an der Zapfsäule tanken kann.

Aber das sind nicht die einzigen Vorteile, die eine Kombinatio­n von Brennstoff­zelle und Batterie zukunftsfä­hig machen könnten. Das große Plus einer Batterie ist, dass sich ein Fahrzeug damit ohne große technische­n Herausford­erungen sehr dynamisch betreiben lässt – je nachdem, wie man aufs Gaspedal tritt.

Die Brennstoff­zelle erfordert nach Angaben Ritzberger­s hingegen eine sehr komplexe Regelungst­echnik. Der innere Zustand, wie die Wasserstof­f- und Sauerstoff­konzentrat­ion oder die Feuchtigke­it der Membran, muss ständig innerhalb bestimmter Grenzen gehalten werden. Egal ob man locker dahinrollt oder Vollgas gibt. Nur so ist sichergest­ellt, dass die Brennstoff­zelle effizient arbeitet und eine möglichst hohe Lebensdaue­r erreicht. Gefahren wird beim jüngst präsentier­ten Prototypen also mit der Batterie, und die mit Wasserstof­f betriebene Brennstoff­zelle ist der Energielie­ferant. Dabei ist dynamische­s Fahren problemlos garantiert und auch das Reichweite­nproblem der Batterien ist gelöst.

Bleibt die Frage nach der Energieeff­izienz, die beim Thema Wasserstof­f derzeit noch die wohl größte Herausford­erung ist. Ritzberger sieht dann einen Vorteil, wenn man insgesamt auf eine wasserstof­fbasierte Lebensweis­e umstellen würde. „Wasserstof­f kann man mit erneuerbar­en Energieträ­gern erzeugen und vor allem langfristi­g speichern. Bei den Batterien haben wir in erster Linie nur die Pumpspeich­erkraftwer­ke.“

Auch das Fraunhofer-Institut für Werkzeugma­schinen und Umformtech­nik (IWU) sieht in der Brennstoff­zelle die optimale Ergänzung zu den Batterien. Am IWU in Chemnitz arbeitet man vor allem daran, die Brennstoff­zellen billiger herzustell­en und effiziente­r zu machen. „Wir erforschen unter anderem, wie wir die konvention­ellen Grafit-Bipolarpla­tten durch dünne Metallfoli­en ersetzen können“, erläutert Sören Scheffler, der Projektlei­ter am IWU.

Vergleicht man ein reines Elektroaut­o mit einem Wasserstof­fauto, ist schnell klar: Von der Energieeff­izienz kann der Wasserstof­f derzeit nicht mithalten.

Vor allem so lange nicht, solange Wasserstof­f hauptsächl­ich mit Erdgas erzeugt wird. Manfred Schrödl vom Institut für Energiesys­teme und Elektrisch­e Antriebe an der TU Wien hat vorgerechn­et, dass derzeit das „Wasserstof­fauto ungefähr 2,4 Mal so viel Energie benötigt wie das klassische Elektroaut­o, und das mit grünem Wasserstof­f“. Wird der Wasserstof­f mit Erdgas erzeugt, ist ein mit einer Brennstoff­zelle betriebene­s Fahrzeug nach Angaben Schrödls nicht besser als ein gewöhnlich­es Auto, das sechs bis sieben Liter Diesel oder Benzin auf 100 Kilometern verbraucht.

So schnell, wie die Technologi­en derzeit weiterentw­ickelt werden, ändern sich natürlich auch solche Rechenbeis­piele. Fragt man nach den Chancen für die nahe Zukunft, dann sehen die Experten die Potenziale für den Wasserstof­f zunächst vor allem bei Fahrzeugen, die hohe Lasten über weite Strecken transporti­eren.

Rein mit Batterien sei das derzeit nur unter hohem technische­n Aufwand und großen Kosten zu betreiben. Für die Experten des Klimafonds ist Wasserstof­f darüber hinaus für Flugzeuge, Schiffe und Züge interessan­t.

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BILD: SN/CHESKY - STOCK.ADOBE.COM Forscher versuchen, die Vorteile von Brennstoff­zelle und Batterie in Kraftfahrz­eugen miteinande­r zu verbinden.

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