Eine Dirigentin setzt das Genie frei
Kristiina Poska und das Mozarteumorchester eröffneten die Mozartwoche.
Zu den Besonderheiten der Mozartwoche der Ära Villazón zählt die außerordentliche Präsenz des Intendanten. Seine markante Stimme ertönt selbst aus dem Off, um darauf hinzuweisen, das Mobiltelefon auszuschalten. Persönlich erschien Rolando Villazón am Donnerstagnachmittag auch im Großen Saal der Stiftung Mozarteum, um das Festival offiziell zu eröffnen.
Die musikalischen Akzente des Eröffnungskonzerts setzten die weiblichen Künstler – allen voran Dirigentin Kristiina Poska. Bald erschloss sich, warum die Estin derzeit an großen Opernhäusern Mitteleuropas präsent ist. Poska besitzt ein untrügliches Gespür für musikalische Verläufe und klare Klangvorstellungen. Ihre Werksicht verlieh der Interpretation des Mozarteumorchesters noch das gewisse Etwas: Die Symphonie A-Dur, KV 114, erstrahlte in aufregend herbem, niemals grobem Klangbild. Jede Phrase wirkte fein gestaltet, jede dynamische Abstufung als Teil eines großen Ganzen. Wenn es eines Beweises für das Genie des damals 15Jährigen bedurft hätte, erbrachten ihn die Musiker unter Poskas Leitung. Noch differenzierter war die große Salzburger C-DurSymphonie, KV 200, gearbeitet – bis hin zum zart konturierten und dennoch klanglich kompromisslosen Hummelflug-Finale.
Seltener ist das „Regina coeli“KV 108 zu hören, das vom Arnold-Schönberg-Chor mit dramatischer Wucht und Claire Elizabeth Craig mit wendiger Sopranstimme gestaltet wurde.
Unter den jungen Solisten, die danach Werbung für den BläserSchwerpunkt des Festivals betrieben, stach Riccardo Terzo heraus. Als Solist im Fagottkonzert, KV 191, erfüllte er auch dieses Randrepertoire mit Momenten des Lichts und prallen Lebens.