Strache zurück auf der Bühne
Der Ex-FPÖ-Chef kündigt eine „Liste Strache“an. Für die Bundes-FPÖ brechen schwierige Zeiten an. Und in Wien werden die Karten neu gemischt.
„Der HC lebt wieder!“Dieser Zwischenruf aus den hinteren Rängen, der Donnerstagabend während Heinz-Christian Straches Neujahrsrede beim Treffen der FPÖ-Splittergruppe „Die Allianz für Österreich“(DAÖ) ertönte, brachte die Sache auf den Punkt: Der über den IbizaSkandal gestolperte einstige Vizekanzler und FPÖ-Chef greift wieder ins Geschehen ein. Oder, wie er selbst es am Ende seiner Rede betonte: „Ich bin wieder zurück auf der politischen Bühne!“
Damit ist auch das Rätselraten darüber beendet, ob sich Strache bei der kommenden Wiener Gemeinderatswahl an die Spitze der DAÖ stellen wird: Er wird. Es werde eine „Bürgerallianz“beziehungsweise eine „Liste Strache“geben, sagte der Ex-Freiheitliche unter dem Jubel seiner Gesinnungsgenossen. Die Karten für die Wien-Wahl werden damit neu gemischt: Das freiheitliche Lager ist faktisch gespalten, die Zeiten, da die FPÖ sich berechtigte Hoffnungen auf den Bürgermeistersessel machen konnte, sind bis auf weiteres vorbei. Und auch für die FPÖ auf Bundesebene, die Strache in seiner Rede heftig attackierte, brechen wohl schwierige Zeiten an. Dank seiner Frau, der Nationalratsabgeordneten Philippa Strache, hat der Ex-FPÖ-Chef bereits einen Fuß in der Tür der Bundespolitik.
Bei Straches Freunden in der DAÖ denkt man schon weiter. „Läuft alles nach Plan, könnte unser Wahlkampf in Wien im Juli starten“, sagt DAÖ-Parteigründer und StracheVertrauter Karl Baron im SN-Gespräch. Wann auch immer die Wiener ihre Stimmen abgeben werden, eines steht für den DAÖ-Chef fest: „Strache ist natürlich unser absoluter Wunschkandidat für die Parteispitze. Er hat wieder richtig Appetit auf die Politik bekommen.“
Dass mit „dem HC“das Politprojekt DAÖ steht und fällt, ist Baron vollkommen klar. Inhaltlich will man sich von der Mutterpartei FPÖ nicht wirklich abheben. „Aber bei uns bekommt der Wähler, was er in den vergangenen Jahren gewählt hat: HC Strache“, sagt Baron. Man wolle zu jenem Mann stehen, der in den vergangenen Jahren so erfolgreich Politik gemacht habe – auch wenn strafrechtliche Ermittlungen gegen den Ex-FPÖ-Chef laufen. Strache selbst hatte sich bereits kurz nach seinem Rücktritt als Vizekanzler immer wieder in den sozialen Netzwerken gemeldet. Auch nach seinem „völligen Rückzug aus der Politik“Anfang Oktober des Vorjahres war er nicht kürzergetreten, im Gegenteil. Er deutete immer wieder sein Comeback an. Derzeit bemüht sich die junge Partei der Strache-Anhänger, Kandidaten auf Wiener Bezirksebene zu rekrutieren. Um in ganz Wien antreten zu können, bräuchte man 1800 Unterstützungsunterschriften. Vor wenigen Tagen liefen drei FPÖ-Bezirksräte zur DAÖ über. Damit gibt es in WienLandstraße den zweiten DAÖBezirksratsklub in Wien. In den freiheitlichen Reihen wird man jedenfalls zunehmend nervös. Dass der relativ unbekannte Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp eine Abwanderung der freiheitlichen Stimmen zu Strache oder in das Nichtwählerlager verhindern kann, glaubt man hinter vorgehaltener Hand nicht einmal bei den Blauen.
„Strache hat Appetit auf Politik.“
Karl Baron, DAÖ-Gründer