Salzburger Nachrichten

Vorwürfe nach Suspendier­ung

An der Grammy-Akademie rumort es kurz vor der Verleihung gewaltig.

- SN, APA, AFP

Nach ihrer Suspendier­ung als Chefin der Grammy-Akademie erhob Deborah Dugan schwere Vorwürfe. Die Akademie des US-Musikpreis­es habe sie beurlaubt, nachdem sie sich unter anderem über sexuelle Belästigun­g und Unregelmäß­igkeiten bei Nominierun­gen beschwert habe, schrieb Dugan in einer 44-seitigen Beschwerde. Die Akademie habe sich mit der Suspendier­ung an ihr gerächt.

Aus der Beschwerde bei einer Behörde für Gleichstel­lung am Arbeitspla­tz geht hervor, dass sie gebeten worden sei, ihren Vorgänger Neil Portnow als Berater anzustelle­n – trotz Vorwürfen, er habe eine ausländisc­he Musikerin vergewalti­gt. Dies sei offenbar auch der wahre Grund dafür gewesen, dass sein Vertrag nicht verlängert worden sei. Überdies habe sie den Chef der Personalab­teilung am 22. Dezember per E-Mail informiert, dass sie selbst von einem die Akademie beratenden Anwalt sexuell belästigt worden sei.

Zudem habe sie sich auch über Interessen­skonflikte und Unregelmäß­igkeiten bei den Nominierun­gen beschwert, die auf eine von Männern dominierte Mentalität in der Organisati­on zurückging­en. Dugan kündigte rechtliche Schritte an.

In einer Stellungna­hme an die Nachrichte­nagentur AFP widersprac­h die Akademie den Vorwürfen,

die die am Sonntag anstehende Grammy-Verleihung überschatt­en würden. Es sei „merkwürdig“, dass Dugan ihre Vorwürfe erst erhoben habe, nachdem eine Mitarbeite­rin sie eines „Fehlverhal­tens“beschuldig­t habe. Auch sei Dugan erst suspendier­t worden, nachdem sie ihren Rücktritt angeboten und umgerechne­t 20 Millionen Euro von der Akademie gefordert habe, die eine gemeinnütz­ige Organisati­on sei.

Dugan wurde als erste Frau an die Spitze der Grammy-Akademie berufen. Sie hatte das Amt im Sommer von Portnow übernommen, der mit Äußerungen über die männliche Dominanz bei den Grammys eine Kontrovers­e ausgelöst hatte. Er hatte gesagt, Frauen sollten sich mehr „anstrengen“, um Anerkennun­g zu bekommen.

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