Eine Goldmedaille für die geprellte „Moarschaft“
In Salzburg ist das Eisstockschießen „Volkssport“, die Akteure haben bisher im Inund Ausland Hunderte Medaillen errungen. Pionierarbeit speziell im Mannschaftsbewerb wurde vor allem beim 1. SSK ESV geleistet, der die idealen Trainingsmöglichkeiten auf dem Gablerweiher in Gnigl in große Erfolge ummünzte. 1969 musste der Weiher wegen eines Industriebaus verlassen werden, die Akteure lebten aber noch etliche Jahre von ihren erworbenen Fähigkeiten. Und erkämpften Titel um Titel.
Um einen wurden sie allerdings geprellt. Das war vor genau 50 Jahren bei den Staatsmeisterschaften in Villach. Im ersten Durchgang fegte die Moarschaft Norbert Eisl die Gegner regelrecht vom Eis, im zweiten Durchgang waren die Kontrahenten durchwegs steirische Vereine, denen drohte durch die überlegenen Salzburger ebenfalls eine Abfuhr. Das wusste der damalige Verbandssportwart allerdings zu verhindern: Florian Köppl aus Leoben sprang seinen Landsleuten bei und erklärte die Platten an den Eisstöcken der Salzburger wegen angeblich zu langen Bürstenbelags für regelwidrig – mit Ersatzstöcken kamen Eisl und Co. dann über den achten Platz nicht hinaus, der Salzburger Protest wurde abgeschmettert.
Weil der 1. SSK ESV im
Jahr zuvor Meister geworden war, durfte er dem (eigenartigen) österreichischen Reglement zufolge an den Europameisterschaften 1970 teilnehmen. Die fanden eine Woche nach der Villacher Pleite in Jesenice statt. Mit der entsprechenden Wut im Bauch holten sich die Akteure des Gnigler Klubs die Goldmedaille. Im Gegensatz zum österreichischen Funktionär in Villach fand der internationale Verband in Jesenice an den Bürstenplatten der Salzburger nichts auszusetzen. Eine Titelverteidigung 1971 war aber aufgrund des Reglements (siehe oben) nicht möglich. Aber 1972, 1973 und 1975 gab es drei weitere EM-Titel. Zehn Mal wurden sie Staatsmeister.
Wer waren die „goldenen“Eisschützen? Moar Norbert Eisl, gelernter Metzgermeister, wurde später auch bekannt als GokartFahrer (zwei Mal österreichischer Vizemeister) und Trabrennfahrer (österreichischer Amateurchampion 1989), nach einem schweren Sturz in der Wiener Krieau starb er Anfang 2016. Schon vor ihm verstarben Tapezierer Walter Schorn und der Brauereiangestellte Josef Schleindl. Einzig der Zuckerbäcker Heinrich Reicher lebt, er schießt ebenso wie der später in die Moarschaft gekommene Franz Thonhauser noch immer „zum Spaß“.