Land kauft mit EU-Geld ein Frauenhaus
Erstmals bleibt die Adresse des Frauenhauses kein Geheimnis. Klambauer: „Die Frauen sollen sicher sein, sich aber nicht verstecken müssen.“
Nach 22 Jahren in beengten Verhältnissen stehen für das Frauenhaus in Saalfelden erfreuliche Veränderungen an. Erstmals wird das Land Salzburg selbst Geld in die Hand nehmen und ein Haus kaufen, das dann als Frauenhaus für den Pinzgau, den Lungau und den Pongau dienen soll. Genau genommen sind es sechs Wohnungen – fünf davon werden den von Gewalt bedrohten Frauen und ihren Kindern zur Verfügung stehen, in der sechsten Wohnung sollen Verwaltung, Beratung und Kinderspielraum samt Gartenstreifen Platz finden. Das neue Frauenhaus entsteht als Teil der GSWBWohnanlage mit 164 Wohnungen am Hartlfeld. Läuft alles nach Plan, dann findet die Übersiedlung im Frühjahr 2021 statt.
1,5 Millionen Euro kostet der Neubau des Frauenhauses. 750.000 Euro davon werden aus EU-Mitteln finanziert. „Es ist das erste Mal, dass wir EU-Gelder zur Entwicklung des ländlichen Raumes für den Sozialbereich verwenden“, erklärt Landesrätin Andrea Klambauer (Neos).
„Bisher müssen sich bei uns jeweils zwei Frauen und deren Kinder
eine Küche und ein Bad teilen. In einem zwölf Quadratmeter großen Büro arbeiten drei Personen – gleichzeitig müssen auch die Beratungsgespräche dort stattfinden“, schildert die Pinzgauer Frauenhausleiterin Sonja Hartl. Statt 220 Quadratmeter wird das Frauenhaus künftig 350 Quadratmeter groß sein. Die Anzahl der Plätze für von Gewalt bedrohte Frauen bleibt gleich: So wie bisher werden auch künftig fünf Frauen mit Kindern vorübergehend im Frauenhaus wohnen können.
Ein Vorteil des in Wohnungen unterteilten neuen Frauenhauses: Sofern die Bewohnerinnen Anspruch auf Mindestsicherung haben, erhalten sie diese in voller Höhe. Bisher mussten sie Kürzungen in Kauf nehmen, da eine Wohnform mit Gemeinschaftsräumen als Wohngemeinschaft gilt. „Es ist schade, dass die Mindestsicherung keine andere Lösung zulässt, denn die Frauen profitieren von den Gemeinschaftsstrukturen“, sagt Birgit Thaler-Haag. Sie leitete das Frauenhaus Salzburg. Dort gibt es drei Garçonnièren sowie Wohngemeinschaften für 16 weitere Frauen. „Die einen bekommen die volle Mindestsicherung, die anderen nicht – und das obwohl sie im selben Haus wohnen“, sagt sie. Das sei „ungerecht und eigentlich unhaltbar“. Denn das Zusammenleben der Frauen sei ja nicht mehr als eine Schicksalsgemeinschaft, „wirtschaften muss ja jede alleine“.
Im Bundesland Salzburg bieten drei Frauenhäuser insgesamt 32 Plätze – 19 davon in der Stadt Salzburg, acht in Hallein. Das
„Für die Kinder haben wir mehr Spielraum – und einen Garten.“
Sonja Hartl, Frauenhaus Pinzgau
Land finanziert die die Arbeit der Frauenhäuser mit 1,5 Millionen Euro jährlich. Damit sei das Angebot der Frauenhäuser Teil eines dichten Netzes zum Schutz vor männlicher Gewalt, sagt die Landesrätin. Insgesamt habe es im Jahr 2019 515 Betretungsverbote gegeben – die sich fast ausschließlich gegen Männer gerichtet hätten. Anders als in früheren Jahren habe es im Vorjahr keine
Wartelisten gegeben, für jede Frau sei ein Platz gefunden worden, berichtet Klambauer.
Das bestätigen – bis auf den Jänner und Februar, in dem in Salzburg acht Frauen abgewiesen werden mussten – auch ThalerHaag und die Leiterin des Halleiner Frauenhauses, Doris Weißenberger. Für sie ist diese Entwicklung „erschütternd“. Denn: „Das heißt nichts Gutes. Die Gewalt gegenüber Frauen nimmt ja nicht ab. Aus irgendwelchen Gründen – die wir nicht kennen – kommen die Frauen nicht zu uns.“