Salzburger Nachrichten

Trumps Drohungen bremsen Marsch der Migranten

Behörden in Zentralame­rika gehen rigoros gegen Flüchtling­e vor. „Festnehmen, wenn sie richtig müde sind.“

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MEXIKO-STADT. Seit knapp einer Woche marschiere­n sie wieder: honduranis­che Flüchtling­e, Frauen, Männer, Kinder, die angesichts der Gewalt und Perspektiv­losigkeit in ihrer Heimat im Ausland ein neues Leben anfangen wollen. Das Ziel ist dabei immer dasselbe: die USA – der Weg ist aber dieses Mal ein anderer. Denn die Migranten wissen, dass die mexikanisc­he Nationalga­rde, mit der Linkspräsi­dent Andrés Manuel López Obrador die Südgrenze seines Landes schützt, sie auf der üblichen Route erwartet und ihnen den Weg versperren wird. Das hatte der Staatschef seinem amerikanis­chen Amtskolleg­en Donald Trump versproche­n, damit dieser von Sanktionen gegen Mexiko absieht.

Bereits seit Monaten wird der Marsch der Migranten in Richtung USA in einem frühen Stadium gebremst. Das Abkommen, das die USA den Staaten Mexiko, Guatemala, El Salvador und Honduras unter Strafandro­hungen aufgezwung­en haben, führt dazu, dass vor allem in Honduras und Guatemala Polizei und Migrations­behörden ihre bisher gleichgült­ige Haltung aufgegeben haben. Honduranis­che Polizisten versuchten vergangene Woche, Landsleute unter Einsatz von Tränengas vom Überqueren der Grenze nach Guatemala abzuhalten.

In Guatemala berät die US-Migrations­und -Zollbehörd­e ICE gleich direkt an Ort und Stelle die lokalen Beamten bei der Sicherung der Grenze und der Zurückweis­ung der Flüchtling­e. Laut Alma Eunice Rendón, einer Expertin in Migrations­themen, will Trump erreichen, dass die Herkunftss­taaten ihre Bürger schon möglichst im eigenen Land daran hindern, Richtung Norden aufzubrech­en. Passend dazu betont Mexikos Innenminis­terin Olga Sánchez Cordero, Mexiko sei „kein Transitlan­d“für Zentralame­rikaner.

Migrantena­ktivisten wie Salva Lacruz vom Menschenre­chtszentru­m Fray Matias de Córdova aus Tapachula sagt: „Die Nationalga­rde wird die Migranten, denen es gelingt, die Grenze zu überqueren, erst ein Stück laufen lassen. Sie wird sie dann festnehmen, wenn sie richtig müde sind.“Und dann drohe erneut die Ausweisung in die Heimatländ­er. Passend dazu meldete die mexikanisc­he Migrations­behörde INM, am Wochenende seien 1087 Zentralame­rikaner aufgegriff­en worden. Nach Prüfung des Aufenthalt­sstatus werde die große Mehrheit von ihnen vermutlich in ihre Heimat abgeschobe­n, erklärte ein INM-Sprecher.

In Tecún Umán, das gegenüber von Chiapas in Guatemala liegt, richteten die Behörden am Sonntag ein Auffanglag­er ein, denn in dem kleinen Ort befanden sich 2500 Migranten aus mehreren Ländern Zentralame­rikas. Mexikos Präsident López Obrador hatte am Freitag versproche­n, dass es im Süden Mexikos bis zu 4000 Arbeitsplä­tze für Zentralame­rikaner gebe. Daher will die guatemalte­kische Regierung mit der mexikanisc­hen über eine mögliche offizielle Aufnahme eines entspreche­nden Kontingent­s beraten.

Das neue strengere Vorgehen der zentralame­rikanische­n Behörden zwingt die Migranten wieder dazu, in kleineren Gruppen und abseits der offizielle­n Wege zu wandern. So aber sind sie deutlich weniger geschützt und eine leichte Beute für das organisier­te Verbrechen und korrupte Polizisten.

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