Eine Grüne als rotes Tuch für die Blauen
Alma Zadić legt eine steile politische Karriere hin und wird offen angefeindet.
WIEN. Im Alter von zehn Jahren floh Alma Zadić mit ihren Eltern aus Bosnien nach Österreich. Am Dienstag wird die 35-Jährige als 22. Justizministerin der Zweiten Republik angelobt. Zadić selbst betont immer wieder, dass sie nicht auf ihre Herkunft reduziert werden wolle. Trotzdem sticht die Biografie der jungen Politikerin heraus. Während Zadić von den einen als Integrationsvorbild gesehen wird, wird sie von einigen politischen Gegnern massiv angefeindet. Vor allem auf FPÖ-nahen FacebookSeiten entlädt sich Rassismus völlig ungeniert. Postings wie jenes des Wiener FPÖ-Chefs Dominik Nepp heizen die Stimmung in den Foren weiter an. „Und es gibt endlich eine muslimische Ministerin! Der restliche Inhalt ist völlig wurscht“, schreibt er. Die Debatte kocht so hoch, dass sich die Grünen zu einer Klarstellung gezwungen sahen: Zadić ist ohne Religionsbekenntnis.
FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker appellierte an Bundespräsident Van der Bellen, Zadić nicht anzugeloben. Der Grund: Zadić war in einem medienrechtlichen Verfahren in erster Instanz zu einer Entschädigung von 700 Euro verurteilt worden. Die Grünen relativieren auch hier: Das Urteil ist nicht rechtskräftig und es handelt sich um kein Strafverfahren.
Zadić hatte davor auf Twitter Fotos eines Burschenschafters geteilt, der den rechten Arm streckt. Sie kommentierte das Bild mit „Keine Toleranz für Neonazis, Faschisten und Rassisten“. Der Burschenschafter gab an, nur gewinkt und keinen Hitlergruß gezeigt zu haben.
Bei der aktuellen Debatte und den offenen rassistischen Anfeindungen rückt die Qualifikation von Zadić in den Hintergrund. Zumindest juristisch ist sie hochqualifiziert, in der Politik ist sie erst seit dem Jahr 2017.
Nach der Schule studierte sie Jus in Wien, New York und Mailand. Später arbeitete Zadić etwa bei einer internationalen Anwaltskanzlei, spezialisiert auf Konfliktlösungen. Diese Expertise kann die 35Jährige in ihrer Ministerrolle auch gut brauchen. Seit Jahren stöhnt das Justizministerium unter massivem Geld- und Personalmangel, außerdem gibt es offene Konflikte im Justizressort.