Schutz gegen Katzenallergie in Sicht
Wer allergisch auf Katzen ist, konnte sich bisher keine als Haustier zulegen. Eine Impfung der Katze soll dies künftig möglich machen. Sie schützt aber nur gegen die Allergene des eigenen Tiers.
ZÜRICH. Die Freude an einer Katze endet meist da, wo der geliebte Stubentiger allergische Reaktionen auslöst. Wer unter einer Katzenallergie leidet, versucht in der Regel, Katzen zu meiden. So können Katzenallergiker weder eine Katze besitzen noch Orte aufsuchen, wo Katzen leben oder gelebt haben. Rund zehn Prozent der westlichen Bevölkerung vertragen dieses Haustier nicht. Bisher stand keine wirksame Therapie zur Verfügung, um eine Katzenallergie zu behandeln. Eine internationale Forschergruppe unter Federführung der Universitätsspitäler Zürich und Bern sowie der HypoPet AG hat nun einen neuartigen Impfstoff entwickelt, der verspricht, diese Allergie zu beseitigen oder zumindest zu dämpfen.
Ungewöhnlich an dieser neuen Methode ist, dass nicht der Mensch behandelt wird, sondern die Katze. Man impft nämlich die Katze. Das Katzenallergen wird auf diese Weise abgeschwächt, mit dem Effekt: Die Menschen reagieren ebenfalls weniger oder nicht mehr allergisch auf diese Katze.
Die Katzenallergie wird durch Eiweißmoleküle der Katze verursacht, die in besonders hoher Konzentration im Speichel der Katze vorkommen. Die Allergene werden beim Felllecken freigesetzt und verteilen sich mit den Katzenhaaren rasch in jeden Winkel einer Wohnung. Sie setzen sich an Wänden, Möbeln und anderen Gegenständen fest. Sie lassen sich sogar noch in Wohnungen feststellen, nachdem darin bereits seit Jahren keine Katze mehr gelebt hat. Selbst in Bussen, Schulen, Häusern oder in Kinos, in denen niemals Tiere gehalten worden sind, finden sich im vorhandenen Staub noch größere Mengen an Katzenallergenen – genug, um allergische Symptome auszulösen. Also nicht Katzenhaare selbst, wie oft fälschlicherweise angenommen wird, sondern ein Eiweiß der Katze verursacht meist die allergischen Symptome. Schon wenige Minuten nach Kontakt mit dem Katzenallergen können erste allergische Reaktionen auftreten wie tränende und brennende Augen, triefende Nase oder Hustenreiz – ähnlich einer Pollenallergie.
Mit dem neuen Therapieansatz konzentrierten sich die Forschenden auf das Haupt-Katzenallergen, worauf 90 Prozent der Katzenallergiker reagieren: „Als Impfstoff verwenden wir HypoCat“, erklärt Senta Walton, Leiterin Forschung und Entwicklung von der HypoPet AG, einer vom Universitätsspital Zürich gegründeten Firma.
Der Wirkstoff basiere auf einem virusähnlichen Partikel, der wie ein Virus eine Immunantwort im Körper der Katze provoziere und dennoch nicht krankheitserregend sei. Solche Impfstoffe gelten als sicher und verträglich und sind bereits seit Längerem auf dem Markt. Laut Forscherin strebt man an, dass die Katze nach der Impfung Antikörper gegen das Haupt-Katzenallergen produziert und somit dessen Wirkung verringert.
Dadurch sollten auch die Katzenallergiker weniger stark auf die geimpfte Katze reagieren. Die Verabreichung des Impfstoffs sei unkompliziert und könnte möglicherweise zusammen mit der jährlichen Impfung der Katze gemacht werden. Durch die Impfung der Katze wären also in der Folge Patienten mit Katzenallergie teilweise geschützt, die mit dieser Katze in Kontakt kommen. Senta Walton erklärt dazu: „Das Ziel ist es, eine Immuntherapie zu ersetzen.“Bei einer Immuntherapie, also Desensibilisierungstherapie, wird das Allergen direkt dem Allergiker verabreicht. Das ist langwierig, teuer und löst oft auch allergische Reaktionen aus. Der neue Impfstoff wurde inzwischen an mehr als 70 Katzen getestet. Die Wirkung ist gut: „In allen Katzen gab es eine gute Immunantwort. Die Resultate zeigen eine Reduktion des aktiven Hauptallergen“, sagt Senta Walton. Außerdem hätten die Katzen den Impfstoff gut vertragen.
An Mäusen wurde daraufhin getestet, ob die Antikörper der immunisierten Katze die Aktivität des Hauptallergens abschwächen können. Es zeigte sich: Die Mäuse, die Antikörper von einer Katze nach der Immunisierung erhielten, hatten eine deutlich geringere allergische Reaktion als die Kontrollgruppe. Gestützt auf diese positiven Ergebnisse und weitere Tests erwartet die Forscherin, dass der Impfstoff bereits ab 2022 auf dem Markt verfügbar sein könnte.
Für die Betroffenen wäre ein solcher Impfstoff eine große Errungenschaft. Kann man aber schon von einem Durchbruch sprechen? Karin Hartmann, Leiterin der Allergologie des Universitätsspitals Basel, beurteilt die Studienergebnisse als unabhängige Beobachterin ebenfalls positiv: „Das ist zweifellos eine sehr vielversprechende Studie mit einem kreativen Ansatz“, sagt sie. Wenn sich die Erwartungen an diesen Impfstoff erfüllten, wäre dies ein großer Fortschritt gegenüber der herkömmlichen Desensibilisierungstherapie, die mit einigem Risiko verbunden sei. Es seien nun aber sicher noch umfangreichere Studien an Patienten notwendig, die den klinischen Nutzen dieses neuen Impfstoffs untersuchen.
Die Verabreichung des Impfstoffs ist unkompliziert