„Joyce selbst war ein Gewitter“
Ruth Beckermann widmet sich in ihrer Installation „Joyful Joyce“dem irischen Schriftsteller mit einer Collage aus Bildern, Musik und rätselhaften Donnerwörtern.
„Joyful Joyce“prangt in lila Neonschrift an einer weißen Wand. Ansonsten ist der Vorraum des ehemaligen Barockmuseums im Mirabellgarten gänzlich unbeleuchtet. Auf dem Boden stehen nicht aussprechbare Wortkreationen wie: „bababadalgharaghtakamminarronnkonnbronntonnerronntuonnthuuntrovarrhounawnskawntoohoohoordenenthurnuk.“Es ist eines jener Donnerwörter, die James Joyce in seinem Buch „Finnegans Wake“erfunden hat, angeblich um seine Angst vor Gewittern zu bannen. Diese Donnerwörter inspirierten die österreichische Autorin und Dokumentarfilmerin Ruth Beckermann für ihre Mehrkanalinstallation zu James Joyce im Auftrag der Salzburger Festspiele.
Die Bildinstallation, die von der oberen Etage aus betrachtet wird, zeigt einen blauen Himmel, auf dem sich nach und nach ein Gewitter zusammenbraut. Diese Bildebene solle meditativ wirken, erläutert Beckermann, die Konzentration liege auf der Toncollage, bestehend aus deutsch- sowie englischsprachigen Texten von Joyce und unterschiedlichen Musikstücken, die zum Teil gleichzeitig zu hören sind.
Die deutschen Stimmen stammen von den Musikern Anja Plaschg und HK Gruber. Gruber interpretiert die Donnerwörter, mal deutlich klar gesprochen, mal bedrohlich zischend, mal leise murmelnd. Plaschg liest die Schlusspassage von „Ulysses“, die erotischen und damals als obszön verteufelten Gedanken von Leopold Blooms Ehefrau Molly. Der berühmte Schlusssatz des Buchs, „I said yes I will Yes“, wird von Donnergrollen und Bassgeräuschen bekräftigt. Musik aus Joyces Lieblingsoper „Don Giovanni“ist ebenso im Hintergrund zu hören wie das irische Volkslied „Love Old Sweet Song“, das sich schließlich zusammen mit dem Gewitter verzieht. Sie habe sofort gewusst, dass das Gewitter in ihrer Installation eine zentrale Rolle spielen würde, erzählt Beckermann, „zum einen natürlich wegen seiner Phobie, zum anderen aber auch, weil Joyce selbst ein Gewitter war. Ulysses war das literarische Gewitter seiner Zeit.“Außerdem, fügt die Wienerin hinzu, verbinde sie auch Salzburg mit Regen und Gewitter.
Als die Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele, Bettina Hering, vor einem Jahr mit ihren Plänen einer Joyce-Installation an Beckermann herantrat, war die Filmschaffende nicht sofort überzeugt. „Joyce gehörte nicht zu meiner engeren Familie im literarischen Sinne, er war
„Joyce schuf dieses revolutionäre, rebellische Werk.“Ruth Beckermann, Regisseurin
mir fast fremd.“Umso mehr schätze sie es jetzt, dass sie zur intensiven Auseinandersetzung mit dem „Genie“gezwungen worden sei. Für Beckermann stellt Joyce den Inbegriff von Freiheit dar: „Er setzte sich über jegliche Konventionen hinweg, verließ Irland, kritisierte die katholische Kirche und schuf dieses revolutionäre, rebellische Werk.“
Auch in ihren Dokumentarfilmen beschäftigt sich Beckermann mit Brüchen von kollektiven Wahrnehmungen und Konventionen, zuletzt im 2018 erschienenen Film „Waldheims Walzer“, der als österreichischer Kandidat für den besten fremdsprachigen Film für die Oscarverleihung ausgewählt wurde. Installation: