Ein Wüterich hackt alles klein
Ein Holzhacker räumt auf. Mit den Schädlingen im Wald und in seinem Umfeld. „Die goldene Axt“von Ben Pascal ist ein bitterböses Porträt eines abgehängten weißen Österreichers.
SALZBURG. Diätpläne sind etwas für saturierte Stådtinger. „Ich brauch kan Nullertog“, sagt der Holzhans. Er ist ein echter Kerl, verbringt den ganzen Tag in der Natur und kommt auf 4500 Kalorien Grundumsatz. Seine Familie konnte der „wahre“Holzhacker mit seinem ehrlichen Handwerk lange Zeit ernähren.
Heute erledigen Maschinen seine Arbeit, die Frau verließ ihn für einen Rechtsanwalt. Die Wut schlägt in Gewalt um, der Kraftlackel schlägt einem Mitbewerber – „ein Saupreiß“– die Zähne aus. Der Holzhans ist einer jener Abgehängten, die empfänglich sind für rechte Ideologien. Das macht „Die goldene Axt“so aktuell.
Rund eine Stunde lang wütet Gerhard Greiner über die Bühne des Kleinen Theaters. Der gebürtige Pongauer verkörpert den Holzhans in authentischem Dialekt – und mit profunder Hacktechnik. Bühnenpräsenz und Textbewältigung sind immens, der Monolog „Die goldene Axt“wird nur durch kurze Einspieler vom Band unterbrochen.
„Ich wollte einen modernen ,Herr Karl‘ schreiben“, erzählt Ben Pascal. Der junge Salzburger Dramatiker hat sich von dem EinMann-Stück von Carl Merz und Helmut Qualtinger inspirieren lassen – und doch unterscheidet sich der Holzhans vom urbanen Wendehals, der sich den neuen Machtverhältnissen der Nachkriegszeit anpasst.
Der Landbewohner hingegen verbiegt sich nicht, er bleibt sich selbst treu. Dieser Wesenszug weckt zunächst Sympathie. Das vorsintflutliche Frauenbild und seine latente Fremdenangst lassen jedoch bald erahnen, aus welchem Holz der Hans geschnitzt ist. Er wird selbst aktiv und lässt sich für eine „austromaskulinistische“Bewegung gewinnen. Der Holzhans soll die weißen Männer in eine goldene Zukunft führen und Österreich nach Holzhackerart von Volksschädlingen befreien.
Auch wenn Ben Pascals Text noch einige Straffungen vertragen würde, spiegelt er gekonnt die aktuelle Stimmungslage. „Bevölkerungsaustausch“, Ibizagate und die „b’soffene G’schicht“des Herrn Strache hat der Autor noch aktuell eingebaut. Am Freitag feierte das Stück Uraufführung – die SN besuchten die Generalprobe –, im Sommer soll es auch außerhalb der Stadtgrenzen gespielt werden. „Ich bin gespannt, wie das Stück am Land ankommt“, sagt Ben Pascal.
„Ich wollte einen modernen ,Herr Karl‘ schreiben.“
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