„Ein Glück, dass wir überlebt haben“
Zederhauser Feuerwehrleute retteten drei Lkw-Fahrer aus dem Tunnel.
lich schweißt das zusammen.“Dennoch sei der Kontakt inzwischen aber so gut wie abgebrochen – mit dem Tod seiner Mutter vor acht Jahren sei für ihn die Brandkatastrophe emotional in den Hintergrund gerückt, erzählt Lindner.
Ein Jahr oder zwei Jahre nach der Tragödie ist Lindner dann noch einmal mit der Familie seines Freundes zum Urlaub nach Bibione aufgebrochen. Dieses Mal schafften sie es auch in den italienischen Badeort. Der Tauerntunnel wurde bei der Hin- und Rückreise allerdings bewusst umfahren. Ein „positives Erlebnis“seien für ihn Tunneldurchfahrten bis heute nicht, schildert der 32-Jährige. Dennoch habe er wenige Jahre nach dem Unglück mit zwölf Toten den Tauerntunnel wieder passiert. Bei der ersten Durchfahrt, an die er sich erinnern könne, sei er etwa 15 Jahre alt gewesen. In einem Bus ging es in den Skiurlaub. „Das war für mich in Ordnung, aber auf jeden Fall war ein mulmiges Gefühl dabei“, sagt Lindner. Panik habe er zwar nicht verspürt. Aber trotzdem: „Ich war froh, als wir wieder draußen waren.“ SN: Wie präsent sind die Erinnerungen noch? Harald Pfeifenberger: So einen Einsatz vergisst man nicht. Es ist, als wäre es gestern gewesen. Wir sind kurz vor fünf Uhr früh alarmiert worden. Ich war damals im zweiten Fahrzeug. Wenn eine Rauchwand gekommen ist, ist man da durchgefahren. Bis es auf einmal dunkel war. Auch der Chauffeur, der ein Berufskraftfahrer war, hat keine Orientierung mehr gehabt. Der Funkverkehr ist zusammengebrochen. In der Notrufnische 47 haben wir drei Leute gefunden und ins Freie gebracht. Mit so einem Ausmaß hat keiner rechnen können. SN: Wie gefährlich war die Situation für Sie? Sehr, wir haben Glück gehabt, dass alle lebend herausgekommen sind von unserer Feuerwehr. SN: Wie sind Sie mit dem Erlebten umgegangen? Damals war die Nachbetreuung bei solchen Einsätzen noch nicht so präsent. Aber wir Feuerwehrleute haben uns immer wieder zusammengesetzt und darüber geredet. So haben wir das verarbeitet. SN: Gibt es noch einen Kontakt zu den Überlebenden? Einer ist schon verstorben. Zu den anderen beiden, einer Frau und einem Mann, haben wir noch regelmäßig Kontakt. Sie kommen uns dann und wann auch besuchen. Das ist fast ein freundschaftliches Verhältnis geworden. SN: Was hat sich für die Feuerwehr seither verändert? Die gesamte Einsatztaktik hat sich geändert. Wir fahren jetzt bei Bränden gar nicht mehr ohne Atemschutz in den Tunnel. Durch die zweite Tunnelröhre ist es für uns viel sicherer geworden. SN: Haben Sie heute noch ein mulmiges Gefühl, wenn Sie zu einem Einsatz in den Tauerntunnel gerufen werden? Ja, das auf alle Fälle. Weil man nie weiß, was einen erwartet. Es ist so viel unterwegs auf der Straße, auch Gefahrgut. Immer wenn es heißt „Brandeinsatz im Tunnel“, ist die Aufregung eher größer als bei einem anderen Einsatz. Zur Person Harald Pfeifenberger