Was Skiorte gegen Partyexzesse tun
Am Beginn der dritten Wintersaison mit dem abendlichen Skischuhverbot in Ischgl zieht Bürgermeister Werner Kurz äußerst zufrieden Bilanz: „Das Skischuhverbot funktioniert hervorragend, wir bleiben auf jeden Fall dabei.“Inzwischen gebe es sowohl von Vermietern als auch Gästen durchwegs positive Reaktionen.
Eingeführt wurde die Regelung – als ortspolizeiliche Verordnung der Gemeinde – im November 2016. Zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr früh ist das Gehen mit Hartschalenschuhen sowie das Tragen von Skiausrüstung im Ortszentrum von Ischgl verboten. Die Gemeinde im Paznauntal (Bezirk Landeck), die sich als Lifestyle-Metropole der Alpen vermarktet und im Winter eine einzige Partyzone ist, wollte damit die Probleme mit betrunkenen, lärmenden Skifahrern in den Griff kriegen, die lang nach Liftschluss durch den Ort torkeln.
Über die Erfahrungen in Ischgl hätten sich auch eine Reihe anderer Wintersportorte erkundigt, erzählt Bürgermeister Kurz. Viele Touristiker scheuen sich, über solche Beschränkungen für Besucher zu reden, denn niemand will potenzielle Gäste vergraulen. Offiziell sind solche Maßnahmen in den Salzburger Skihochburgen wie Saalbach oder Zell am See kein Thema. Doch Probleme mit zurückgelassenen Flaschen und Dosen nach dem AprèsSki gibt es natürlich nicht nur in Ischgl. Konkret angeschaut habe sich die Umsetzung nur eine Delegation aus St. Anton am Arlberg, sagte der Ischgler Bürgermeister Kurz. Der dortige Tourismusdirektor Martin Ebster spricht sehr offen über die Thematik. „Wir haben uns das in Ischgl bewusst angeschaut. Beim Skifahren geht es heute nicht mehr nur um den Sport. Man feiert danach und nur sehr wenige machen dann ein Theater.“Derzeit gebe es für den Tourismus in der Tiroler Ski-WM-Gemeinde einen Strategieprozess, der insgesamt zur weiteren Steigerung der Qualität beitragen solle. „Es geht dabei auch um ein qualitätsvolles Après-Ski, auch in den Restaurants“, sagte Ebster. Es gebe mehrere Arbeitsgruppen, bis nächsten Sommer soll es erste Ergebnisse geben. Ein Skischuhverbot oder Ähnliches sei dabei sicher auch ein Thema. Umgesetzt werden müsste es jedoch über die Gemein- de, sagte der Tourismusdirektor.
Die Situation sei in St. Anton aber etwas anders als in Ischgl: „Dort sind die Lokale im Ort, bei uns sind viele oberhalb des Ortes.“Eng sei es aber auch in der Fußgängerzone in St. Anton. „Wir haben bereits private Securityleute, die patrouillieren.“Bei den Lokalen stünden auch Taxis bereit für den Transport der Gäste ins Hotel und es gebe ein GratisShuttle zum Nachtbus oder zum Taxistandplatz.
In Ischgl hat sich in der Praxis gezeigt, dass durch das sehr augenfällige Skischuhverbot gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden konnten. Denn es gehe gar nicht darum, Strafen einzutreiben – bei Verstößen sind allerdings Geldstrafen bis zu 2000 Euro vorgesehen. Bürgermeister Kurz sagt, hauptsächlich sei das Gefahrenpotenzial durch Stürze reduziert worden und die Gäste kämen nach dem Skifahren früher in ihre Hotels zurück, das habe insgesamt eine Beruhigung und Entspannung gebracht. Kontrolliert wird in Ischgl nachts durch bis zu zehn private Securitymitarbeiter. Die Kosten von rund einer halben Million Euro trägt großteils die Gemeinde, aber auch Tourismusverband und die Seilbahngesellschaft zahlen mit. Dabei habe sich gezeigt, dass „das größte Thema das wilde Urinieren ist“, betonte Bürgermeister Kurz. Dafür gebe es Strafen von 50 Euro. Den umherziehenden Gästen werde dann auch gleich aufgetragen, die leeren Flaschen ordentlich zu entsorgen.