„In den vergangenen Jahren ist sehr viel kaputtgegangen“
Langläuferin Teresa Stadlober über ihre wichtigste Saison und die Chancen, die sich durch die Heim-WM ergeben.
Österreichs oft totgesagter Langlaufsport lebt. Das ist einer Handvoll Weltcup-Athleten zu verdanken, die nicht müde werden, Werbung für eine der weltweit am häufigsten betriebenen Wintersportarten zu machen, allen voran Teresa Stadlober. Die 25-Jährige vom Skiclub Radstadt gewann vor wenigen Tagen ein FIS-Rennen im finnischen Saariselkä in überlegener Manier und geht mit Selbstvertrauen in die Saison, die am Wochenende beim „Nordic Opening“in Ruka beginnt und mit der Heim-WM im Februar 2019 in Seefeld ihren Höhepunkt findet. Beim SN-Interview mischte sich in die Vorfreude auf den Winter aber auch Frust über die schwarzen Schafe ihres Sports. SN: Welchen Wert hat der Sieg in Ihrem ersten Saisonrennen? Teresa Stadlober: Es war ein FISRennen, das nicht wahnsinnig gut besetzt war, deshalb darf man es nicht überbewerten. Aber ich sage so: Besser mit einem Sieg in die Saison starten als ohne (lacht). Wir haben die Vorbereitung so ausgelegt, dass ich mich im Laufe des Winters steigere und dann zur Heim-WM in Seefeld voll da bin. Die ersten Saisonrennen in Ruka, eine Woche später in Lillehammer und vor Weihnachten in Davos möchte ich dazu nutzen, um in den Rhythmus zu kommen. So sieht es zumindest der Trainingsplan vor. SN: Selten ist es einer Sportlerin gelungen, einen Karriereplan so konsequent einzuhalten. Es ging für Sie in den vergangenen Jahren stetig bergauf. Mit welchem Endziel? Ich denke auch, dass wir (mit Trainer-Vater Alois Stadlober, Anm.) einiges richtig gemacht haben. Wir sind ein gutes Team. Der Papa weiß, was es heißt, den Langlaufsport professionell zu betreiben.
Das große Ziel war immer die Heim-WM in Seefeld. Die rückt jetzt schnell näher und ich muss zugeben, sie ist in meinem Kopf auch schon sehr präsent. Es ist mit Sicherheit meine bisher wichtigste Saison. Abgesehen vom sportlichen Stellenwert bietet uns so eine Weltmeisterschaft die Möglichkeit, durch mehr mediale Präsenz Werbung für unseren Sport zu machen. SN: Wie wichtig wäre in diesem Zusammenhang eine Medaille für Sie? Und für den Langlaufsport in Österreich? Es wäre das Größte, auf dem Podium zu stehen. Gerade nach meiner Geschichte mit der verpassten Olympiamedaille in Pyeongchang wäre es für mich auch eine besondere Genugtuung. Noch wichtiger als für mich persönlich wäre so ein Erfolg aber wahrscheinlich für den Langlaufsport selbst. Man hat 1999 in der Ramsau ja gesehen, was der Staffelsieg (mit Vater Alois, Anm.) für eine Euphorie in Österreich ausgelöst hat. Erfolg zieht die Massen an. In den vergangenen Jahren ist da sehr viel kaputtgegangen. SN: Etwa durch den Dopingfall um Johannes Dürr. Er versucht nach Ablauf seiner Sperre ein Comeback und war ebenfalls in Saariselkä am Start. Was trauen Sie ihm zu? Ich glaube nicht, dass er noch eine Chance hat, wenn man einmal so lang vom Renngeschehen weg gewesen ist. Der Rückstand auf die Spitze war auch sehr groß. Vielleicht ist das alles nur eine PRGeschichte, um sein Buch zu vermarkten. Ich weiß es nicht, weil kein Kontakt da ist, ich suche den Kontakt auch nicht. Er hat sehr viel zerstört und das Schlimmste ist, dass er sich dessen gar nicht bewusst ist. Es gibt genug Athleten, die Probleme haben, Kopfsponsoren zu finden, weil der Langlauf negativ belastet ist. Diese Saison wäre schon ein Erfolg, wenn wir der Jugend zeigen könnten, dass Ausdauersport auch Spaß machen kann.