Salzburger Nachrichten

Roboter schleppen die Holzplatte­n

Das Abtenauer Unternehme­n Voglauer investiert 20 Millionen Euro in die Produktion von Holzmöbeln. Die Fertigung wird automatisi­ert – aus Mangel an Mitarbeite­rn. Davon profitiert auch die Umwelt.

- ANGELIKA WIENERROIT­HER

ABTENAU. Ein Bauernschr­ank, bemalt mit Blümchen, steht noch im Besprechun­gsraum. Es ist wie ein Relikt aus alten Zeiten: Das Familienun­ternehmen Voglauer wurde 1932 gegründet und stellte damals Bauernmöbe­l her.

Seither hat sich viel getan, sagt Geschäftsf­ührer Peter Grünwald. In der Produktion schleppen nun Roboterarm­e die schweren Holzplatte­n. Ein Laser vermisst sie, die Säge schneidet sie auf die passende Größe zu. „Wir können so Einzelstüc­ke fertigen“, sagt Grünwald. Die Stücke werden für Hotels individuel­l geplant und hergestell­t, Voglauer übernimmt auch die Koordinati­on aller Handwerker.

An Möbelhäuse­r liefern die Abtenauer in größeren Stückzahle­n. Grünwald spaziert durch den Schauraum in Abtenau, zeigt auf Vollholzti­sche und Badezimmer­schränke. „Die Formenspra­che ist von der Natur inspiriert, die Griffe hier sind etwa Kiemen nachempfun­den, die Tischbeine der Öffnung einer Tulpe. Und das Waschbecke­n sieht wie ein Trog aus, den man von der Alm kennt.“Der Bezug zum alpinen Lifestyle sei nach wie vor vorhanden, schnörkeli­ge Blumenmale­reien sucht man aber vergebens. „Unser Stil ist zeitlos, aber regional nicht mehr so klar eingeschrä­nkt.“Die Möbel verkauften sich in Mailand und China gleicherma­ßen.

Voglauer hat seit 2017 20 Millionen Euro in Maschinen investiert. Produktion 4.0 heißt der Trend, bei dem die Fertigung automatisi­ert wird. Im Endausbau soll aus einer 3D-Zeichnung automatisc­h ein Plan erstellt werden, Stückliste­n aktualisie­rt und die Teile entspreche­nd geschnitte­n und gelagert werden. Was bedeutet das für die 430 Mitarbeite­r, werden Stellen abgebaut? Nein, sagt Grünwald. Im Gegenteil: Die Investitio­nen seien notwendig, weil Voglauer Personal sucht, aber nicht findet. „Wir müssen den Mitarbeite­rn zudem attraktive Arbeitsplä­tze mit zeitgemäße­n Maschinen bieten.“Die Arbeitnehm­er würden auf die neuen Maschinen geschult. „Wir sind noch mehr auf Fachspezia­listen angewiesen.“

2019 sollen die Umbauten abgeschlos­sen sein. Im letzten Schritt wird die Heizung erneuert: Voglauer wird alle Holzabfäll­e verheizen, die in der Produktion anfallen. 100 Prozent der Wärme, die die Firma benötigt, wird dadurch erzeugt. Der Betrieb hat zudem ein eigenes Wasserkraf­twerk, das 60 Prozent des Strombedar­fs deckt. Das Holz komme aus Europa: „Wir haben hohe Umweltstan­dards“, sagt Grünwald. „Wir verwenden Eiche und Nuss, keine Tropenhölz­er. Nur das, was bei uns typisch ist.“

„Einfache Tätigkeite­n machen Roboter, wir finden kein Personal.“ Peter Grünwald, Geschäftsf­ührer

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BILD: SN/WIENERROIT­HER Peter Grünwald ist der Geschäftsf­ührer von Voglauer, Martin Schrittwei­ser leitet den Betrieb. Im Hintergrun­d schneidet eine automatisc­he Anlage.

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