Äbtissin brachte erstmals Erentrudis-Reliquie in den Dom
Zum Abschluss des viertägigen Zukunftsfestes feierte die Erzdiözese das 1300-Jahr-Gedenken an ihre Gründungsheiligen Rupert und Erentrudis mit einem Festgottesdienst.
SALZBURG-STADT. Es war eine einmalige Gelegenheit, die sich viele Salzburger nicht entgehen ließen: Anlässlich des Todes von Rupert und Erentrudis vor 1300 Jahren (beide starben 718) wurden erstmals Reliquien der heiligen Erentrudis von Stift Nonnberg in den Dom getragen. „Normalerweise werden zu Ruperti immer die Reliquien des heiligen Rupert in den Dom getragen. Aber heuer haben wir – und das ist einzigartig – auch die Reliquien der heiligen Erentrudis mitgetragen.“
Um 8.45 Uhr machte sich Äbtissin Veronika Kronlachner begleitet von zwei Domherren und den ehrwürdigen Schwestern ih- res Stiftes sowie weiteren Kirchenangehörigen und Gläubigen auf den Weg. Die Prozession führte zunächst durch das Nonntal zum Stift St. Peter. „Nachdem ich einen Bezug zum Glauben habe, wollte ich das gern erleben“, berichtet ein Teilnehmer der Prozession. „Ich freue mich, dass ich bei dieser einmaligen Gelegenheit dabei sein darf“, sagt ein anderer. Nach einer Andacht in St. Peter ging es begleitet von 48 Brauchtumsvereinen – darunter die von den Walser Schützen gestellte Ehrenkompanie – zum Festgottesdienst in den bis auf den letzten Platz gefüllten Dom.
„Das ,Sargerl‘ mit der Reliquie befindet sich normalerweise in meinen Amtsräumen im Stift, in einer kleinen Kapelle“, schildert Äbtissin Veronika Kronlachner. Ein Mal im Jahr, einen Tag vor ihrem Sterbedatum am 30. Juni, wird ein größerer Schrein mit Reliquien der Stiftsgründerin von seinem Platz in der Chorkapelle in die Stiftskirche und danach in die Krypta zur Kryptamesse gebracht. Dass Erentrudis nun auch zum Rupertitag in den Mittelpunkt gerückt wurde, sieht die Äbtissin gern. Ihr gehe es nicht ums Rampenlicht, aber „ein bisschen mehr geht immer“.
Das sieht auch Korbinian Birnbacher, Erzabt von St. Peter, so. Erentrudis sei eine wesentliche Begleiterin im Aufbauwerk von Rupert gewesen. „Wenn man die Ikonographie in unserer Erzdiözese anschaut, ist sie immer da. Sie wird als Pendant zum heiligen Rupert gesehen. Ich weiß eigentlich nicht, warum sich die Männerkirche in den letzten 200 Jahren so durchgesetzt hat“, betont der Erzabt. Die Schöpfung bestehe aus zwei „oder vielleicht noch mehr“Geschlechtern, und die weibliche Dimension tue „gerade einer männerdominierten Kirche sehr gut“.
Erzbischof Franz Lackner sieht Erentrudis ausreichend gewürdigt, wenn es auch manchmal an der Sichtbarkeit hapere. So wie im Bischofshaus. Dort zierten bis vor Kurzem nur Bilder von Rupert und Virgil die Wände des Konsistoriumssaals. „Auf meine Bitte hin hat uns die hochwürdige Äbtissin ein Bild von Erentrudis geschenkt. Jetzt wacht sie über unsere Beratungen.“