Von wegen altes Weib!
Ursula Weyda zeigte Männern gegenüber Schneid
Mit seinem Thesenanschlag löste Martin Luther 1517 die Reformation aus; Befürworter und Gegner lieferten sich hitzige Debatten, derbe Beleidigungen flogen hin und her. Im Vergleich dazu drückte sich eine junge Frau namens Ursula Weyda (1504–1565) fast gemäßigt aus. In Eisenberg mit einem hochrangigen kurfürstlichen Verwaltungsbeamten verheiratet, begeisterte sie sich für Luthers Ideen und verfasste selbstbewusst eine Streitschrift, in der sie dezidiert gegen Abt Simon von Pegau Stellung bezog. Hätte sie nicht gewusst, dass sein Werk von einem Abt stamme, schreibt sie spitz, hätte sie gedacht, „ein halbsinniger Mensch, guter Bierbruder oder sonst ein unverschämter Eselkopf“wäre der Urheber. Wortgewaltig kritisierte Ursula Missstände der Kirche und den Zölibat. Freilich stieß es manchen Zeitgenossen sauer auf, dass sich eine Frau in die gelehrte Diskussion einmischte. Schweigen war auch privat nicht Ursulas Sache. 1541 war ihr erster Mann Johannes Weyda gestorben und die kinderlose Witwe heiratete den ebenfalls verwitweten Amtsschreiber Franz Behm. Behms Freund Stephan Roth wunderte sich in einem Brief an ihn darüber, dass er ein „altes Weib“genommen hatte. In seiner Antwort warnte Behm seinen Freund, dass Ursula den wenig schmeichelhaften Brief gelesen hatte. Daher sollte sich Roth, obwohl Ursula „nit Arges mit Argem vergelten sondern Böses mit Gutem vergelten“wollte, auf etwas gefasst machen: Denn sie plante, mit ihm bei seinem nächsten Besuch darüber zu diskutieren, was an alten Bräuten schlecht sein solle.