Currentzis, das ist Seelennahrung
Beeindruckt, tief bewegt lässt mich der Beethovenzyklus mit Currentzis und seinem Orchester MusicAeterna staunen. Diese Lebendigkeit, diese Emotionalität mag von manchen vielleicht als Show gedeutet werden. Ich spüre das Echte. Vielleicht sogar das Wahre, das Gute, das Schöne, nach dem ich mich in der Kunst immer wieder sehne. Ich glaube, Currentzis liebt man oder man lehnt ihn ab. Kompromisslos. Dieses Orchester zu erleben ist so anders als die übliche, oft distanzierte Konzertpraxis. Bei Currentzis’ Genauigkeit und Qualitätsanspruch kann man ihm sicher nicht mangelnde Professionalität nachsagen. Und doch irritiert er mit seiner Ausdruckskraft, Energie und Emotionalität, die sich auf die Spielenden übertragen. Es ist mir eine Freude, ihnen beim Musizieren zuzusehen.
Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es auf jemanden, dem die Contenance sehr wichtig ist, der seine eigene Lebendigkeit fast verloren hat, irritierend wirkt. Auch wie die Musiker miteinander umgehen, ist wohltuend zu beobachten. Meine Überzeugung ist es, dass wir uns alle im Herzen nach dem sehnen, was wir mit Currentzis und seinem Orchester erleben. Es muss wohl schmerzen, zu erkennen, wie weit man sich selber davon entfernt hat. Man kann diese Lebendigkeit ablehnen oder sie als Chance sehen, sich ihr auch wieder zu nähern.
Das ist Seelennahrung. Mag. Katrin Hagenbeck MA 5020 Salzburg