Zukunft erneuerbares Erdgas
Schon die Nutzung von natürlich vorkommendem Erdgas kann einen Beitrag zur Verringerung von Emissionen leisten. Der Energieträger Gas kann aber mehr – und Österreich ist sogar Vorreiter.
SALZBURG. Was ist landläufig über Erdgas bekannt? – Überraschend wenig. Dass es bei uns hauptsächlich zum Heizen verwendet wird. Dass wir den Großteil importieren müssen. Und dass der Gaspreis wie von Geisterhand stets mit dem Ölpreis rauf- und runtergeht.
In unserer SN-Spezial-Serie wollten wir dieses Informationsdefizit etwas verringern und hinter die Kulissen eines sehr komplexen und spannenden Themas blicken, das bei der Energiewende zunehmend eine Rolle spielen wird.
Großes Interesse am Thema
Die vielen Reaktionen zeigen, dass das Interesse unserer Leserschaft enorm ist – und dass es noch viel Aufklärungsbedarf gibt. Vor allem der Artikel über die Gasautos und deren Kostenvorteile ist auf großes Interesse gestoßen.
Dass zeitgleich mit unseren Berichten die Bundesregierung ein deutliches Bekenntnis abgegeben hat, zukünftig das sogenannte Grüne Gas, das aus landwirtschaftlichen Restprodukten gewonnen wird, zu forcieren, ist willkommener Zufall. Mögen nun auch Taten folgen – in Form von F&E-Geldern, von notwendigen Steuererleichterungen und Leuchtturmprojekten.
Weltweit einzigartiges Projekt
Im fünften und letzten Teil unserer Erdgas-Serie stellen wir Ihnen ein bemerkenswertes Forschungsprojekt vor, das nicht nur hierzulande mit großem Interesse verfolgt wird. Worum es geht, ist spannend wie ein Krimi: Mit einer weltweit einzigartigen und innovativen Methode soll der natürliche Entstehungsprozess von Erdgas nachgebildet, aber gleichzeitig um Millionen von Jahren verkürzt werden – Erdgeschichte im Zeitraffer. Hokuspokus? Man wird sehen ...
Gefördert vom österreichischen Klima- und Energiefonds, wurde im Projekt „Underground Sun Storage“vorab erforscht, ob der aus erneuerbaren Energien hergestellte Wasserstoff in natürlichen unterirdischen Gaslagerstätten überhaupt gespeichert werden kann. Kurz gesagt: Ja, das funktioniert!
Mit dem Folgeprojekt „Underground Sun Conversion“soll es nun weltweit erstmals möglich werden, Erdgas tief unten mithilfe eines mikobiologischen Prozesses in einer vorhandenen Lagerstätte auf natürliche Weise zu „erzeugen“und dort zwischenzulagern. Seit Anfang März errichtet die RAG eine eigene Versuchsanlage in Pilsbach (OÖ, Bild unten), sie soll ab Herbst in Betrieb genommen werden.
Mikroorganismen sollen Erdgas erzeugen
Die Grafik verdeutlicht den Projektansatz: Aus Sonnen- oder Windenergie und Wasser wird zunächst in einer oberirdischen Anlage Wasserstoff erzeugt. Gemeinsam mit CO2, das so einem nachhaltigen Kreislauf zugeführt wird, wird dieser Wasserstoff in eine vorhandene Erdgaslagerstätte eingebracht. In über 1000 Metern Tiefe wandeln nun natürlich vorhandene Mikroorganismen diese Stoffe in relativ kurzer Zeit in erneuerbares Erdgas um, welches anschließend direkt dort in dieser Lagerstätte gespeichert, bei Bedarf jederzeit entnommen und über die vorhandenen Leitungsnetze zum Verbraucher transportiert werden kann.
„Was uns bislang an der Universität für Bodenkultur in Laborversuchen gelungen ist, werden wir nun vor Ort – in situ – testen“, erläutert Markus Mitteregger, CEO der RAG, die mit diesem Projekt in Fachkreisen für erhebliches Aufsehen sorgt. „Alle bisherigen Forschungsergebnisse stimmen uns zuversichtlich, dass wir bereits in Kürze aus der natürlichen Lagerstätte Pilsbach Erdgas, das wir mithilfe von Sonnenenergie erzeugen, ernten – also gewinnen – können“, so Markus Mitteregger im SN-Gespräch. Die Versuchsanlage wird eine installierte Leistung von zehn Megawatt haben. Nicht viel im Vergleich zu einem kommerziellen Gasspeicher, aber immerhin vergleichbar mit der Spitzenleistung einer 65.000-Kubikmeter-Photovoltaik-Anlage.