Liebe Wirte: Unterwürfigkeit ist kein Geschäftsmodell
Auch wenn sich der Gast gern wie ein König fühlt, so heißt das nicht, dass der Wirt sein Diener ist. Das ist ein Aufruf zum Umsturz.
Lassen Sie uns heute Ihren Wirt preisen. Er arbeitet sechs Tage die Woche. Am siebten Tag gibt er auch keine Ruhe. Da erledigt er die Büroarbeit. Allein das würde ihn schon zum Helden der Arbeit machen. Jetzt kommt aber auch noch die familienfeindliche Arbeitszeit in der Gastronomie hinzu. Verstehen Sie das nicht falsch. Es geht hier nicht um Mitleid – es geht um Respekt. Denn wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: Gastronomen haben extrem widrige Arbeitsbedingungen.
Erinnern wir uns nur an das Märchen „Dornröschen“. Da wird geschildert, dass die Königstochter genau in jenem Augenblick in tiefen Schlaf verfällt, als der Koch den Küchenjungen verprügelt. Und was geschieht, nachdem die Schöne vom Prinz wachgeküsst wurde? Der Koch verprügelt vergnügt den Küchenjungen weiter. Gut: Das ist heute nicht mehr so. Aber es zeugt von der brutalen Geschichte einer Branche, in der Unterwürfigkeit zu einem Geschäftsmodell wurde. Denn wenn der Gast König ist, dann braucht er einen Diener. Das kann dann nur der Wirt sein. Wirte verrechnen ja nicht einmal Storno-Gebühren, wenn Reservierungen nicht eingehalten werden. Dabei hält er da nicht nur Plätze frei, sondern bereitet auch das mise en place vor. Das sind die Zutaten, die er dann wegwerfen kann. Es wäre kein Wunder, wenn sich der Wirt in so einer Situation an Karl Kraus erinnert. Der meinte: „Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann.“Oder anders gesagt: Der pessimistische Wirt sagt: „Schlimmer geht’s nimmer.“Der optimistische Wirt kontert: „Doch! Das geht!“Aber erst seit es Online-Bewertungen gibt. In der Schweiz wurde jetzt bekannt, dass die Geschäftsführerin eines Restaurants in Luzern von einer 30-köpfigen Gruppe erpresst wurde. Sie verlangten nach dem Essen einen Preisnachlass. Ansonsten würde es üble Kriti- ken in sozialen Medien hageln. Die Dame weigerte sich und die Gruppe machte ihre Drohung wahr. Die offensichtlich konzertierte Aktion wurde von Tripadvisor erst nach einer Medienanfrage gelöscht. Weiters war zu lesen, dass im Einzelfall Anwälte raten, den geforderten Preisnachlass zu gewähren und auf rechtliche Schritte zu verzichten. Weil man die Namen der Erpresser nicht kenne und ein langwieriger Rechtsstreit mehr schade als nütze.
Die Teufelsküche hat einen anderen Rat: Reagieren Sie auf lästige Gäste wie einst der legendäre Ober Franz Mochart im Café Bazar. Der hat uns erzählt: „Wenn ein Gast zu lästig wurde, dann habe ich ihm einen Kaffee in den Hemdkragen geschüttet.“Darüber sollte man dann auf Tripadvisor berichten. Angenehme Gäste lachen darüber und die Lästigen wissen, was ihnen blüht – womit allen geholfen wäre.