Milchzucker ist oft in Lebensmitteln versteckt
In Lebensmittelregalen gibt es immer mehr „laktosefreie“Produkte. Aber stimmt das wirklich?
WIEN. Seit einigen Jahren tauchen in den Lebensmittelregalen Produkte mit der Bezeichnung „laktosefrei“auf, besonders Milch, Obers, Butter, Joghurt und Käse. Aber auch Wurst, Schinken und andere verarbeitete Lebensmittel werden gelegentlich mit dieser Auslobung angeboten.
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat untersucht, wie viel Laktose (Milchzucker) die als „laktosefrei“deklarierten Lebensmittel tatsächlich enthalten, und hat zum Vergleich auch den Milchzuckergehalt in herkömmlichen Lebensmitteln unter die Lupe genommen. Insgesamt 36 Produkte wurden im Labor kontrolliert, davon 19 Lebensmittel, die als „laktosefrei“gekennzeichnet waren.
Laktoseintoleranz bezeichnet keine Krankheit, sondern eine Verdauungsstörung. Wer betroffen ist, hat Schwierigkeiten, Milchzucker zu verdauen, weil sein Körper das dafür notwendige Enzym Laktase nicht ausreichend produziert.
Die Folgen sind Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Laktose kommt natürlicherweise in Milch und Milchprodukten vor, ist aber – beispielsweise durch den Einsatz von Milchpulver in der Lebensmittelherstellung – auch in vielen anderen Lebensmitteln enthalten. Der VKI hat Stichproben aus 14 Lebensmittelgruppen auf ihren Milchzuckergehalt untersucht: Butter, Cottage Cheese, Emmentaler, Extrawurst, Frischkäse, Gouda, Joghurt, Kakaomilch, Mozzarella, Sauerrahm, Schinken, Sprühsahne, Topfen und Vollmilch. Dabei wurden aus jeder Produktgruppe nicht nur Lebensmittel überprüft, die als laktosefrei deklariert waren, sondern auch Produkte ohne diese Auslobung.
In Bezug auf den Laktosegehalt gab keines der als laktosefrei bezeichneten Lebensmittel Anlass zur Beanstandung. Bei allen laktosefreien Produkten lag der Milchzuckergehalt unterhalb der Nachweisgrenze. Auch im Geschmack waren die meisten milchzuckerfreien Erzeugnisse unauffällig.
Wenig konsumentenfreundlich war dagegen die kreative Vielfalt der Verpackungsaufschriften. Manche Firmen weisen schon im Markennamen darauf hin, dass ihr Produkt laktosefrei ist, bei anderen findet sich eine durchgestrichene Milchflasche auf der Verpackung. Zudem wird die Angabe „laktosefrei“auch für Erzeugnisse verwendet, die aufgrund ihrer Herstellung ohnehin kaum Milchzucker enthalten. Als größter Schwachpunkt erwies sich die Kennzeichnung der Produkte: Bei 14 der 36 überprüften Artikel entsprach sie nicht den gesetzlichen Vorgaben.
Erfreulich sei, dass die Konsumentinnen und Konsumenten sich auf die Bezeichnung „laktosefrei“tatsächlich verlassen könnten, resümiert Projektleiterin Katrin Mittl. „Aber dass offensichtlich bei einigen Herstellern mehr Augenmerk auf die Behübschung der Verpackung gelegt wird, anstatt auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben für die Kennzeichnung zu achten, ist inakzeptabel.“