Historisch und psychologisch gesehen
Anmerkungen zur Titelseite der SN-Weihnachtsausgabe 2017.
Als Titelbild für die Weihnachtsausgabe 2017 haben die „Salzburger Nachrichten“das Hochaltarbild der Pfarrkirche Hallein gewählt. Andreas Nesselthaler, letzter fürsterzbischöflicher Hofmaler Salzburgs, hat es 1799 geschaffen. In einem Beitrag für die „Blätter der Stille Nacht Gesellschaft“(Nr. 49) wies die Salzburger Kunsthistorikerin Regina Kaltenbrunner darauf hin, dass die gesamte Atmosphäre geprägt sei von Stille, Ergriffenheit und Innehalten. „Nicht einmal das Gloria erschallt. Obwohl das Leben Christi erst beginnt, weist das Lamm im Bildvordergrund bereits auf den Opfertod Christi hin.“
Ins Auge fällt Maria, die mit beiden Händen ein weißes Tuch hält, auf dem das Christkind liegt. „Josef steht hinter Maria und hat die Arme ausgebreitet – eine Geste, die sowohl schützend wirkt als auch Bewunderung für das Kind ausdrückt“, so Kaltenbrunner. „Eben diese Geste wiederholt sich beim knienden Hirten, bei dem man das Gefühl hat, als würde er das Strahlen, das vom Christkind ausgeht, umfangen.“
Die Erkenntnisse einer italienischen Forscherin über die Zwillinge im Mutterleib hat der Salzburger Psychiater und Psychotherapeut Manfred Stelzig in seinem Buch „Warum wir vertrauen können“aufgegriffen. Das psychische Urprogramm des Menschen sei darauf ausgerichtet, dass jeder Mensch die Fähigkeit zur Empathie und zur positiven Annahme des anderen habe. „Treibstoff dieses Urprogramms ist die Sehnsucht nach Zuwendung, nach Verständnis und Liebe.“Jeder Mensch wache mit inneren Bildern von der guten Mutter, dem guten Vater und dem guten Freund auf, schreibt Stelzig. „Damit sind wir im Grunde bestens gerüstet für die Stürme des Lebens.“