Scheinbar wertlose Dinge bergen meist das Wichtige
Die Malerin Nicole Bottet betont an viel gebrauchten Gegenständen deren Zerbrechlichkeit und belebt so den Spürsinn.
SALZBURG. Mit hohem Aufwand, großem Einfühlungsvermögen und teils kostbaren Materialien wie Blattgold rückt die französische Malerin Nicole Bottet scheinbar triviale Dinge in ihre Bilder. Vieles davon könnte man auf einem simplen Küchentisch finden – ein paar alte Zettel, die unzählige Male verwendete Tasse, ein billiges Glas, aus dem sich eine zu kurz geschnittene, fast welke Blüte beugt. Die blaue Blütentraube wirkt so schlicht, dass sie kaum in einem Blumengeschäft verkaufbar wäre. „Im Leben sind es immer die kleinen Dinge, die wichtig sind“, sagt Bottet. Oft genüge es, die einfachen Dinge anzuschauen. Um Betrachter ihrer Bilder dazu zu verführen, im scheinbar Wertlosen das Wichtige zu erkennen, versieht sie ihre gemalten Dinge mit Zerbrechlichkeit – als wären sie hergenommen und mitgenommen.
Nicole Bottet malt eigentlich Stillleben. In dieses Genre jedenfalls passen fast alle Bilder, die die Galerie Welz in Salzburg in einer am Dienstagabend eröffneten Einzelschau zeigt – mittlerweile die neunte Ausstellung seit der 1975 begonnenen Zusammenarbeit dieser Künstlerin, Ehefrau des aus Saalfelden stammenden und in Frankreich lebenden Künstlers Gottfried Salzmann, mit der Galerie Welz. Doch Nicole Bottet versichert: Sie möge das Wort „Stillleben“nicht. „Ich bin nicht still!“, versichert die zierliche, sanft sprechende Französin und ergänzt: Absolute Stille gebe es nicht; alles schwinge, klinge und habe eine Resonanz. Den Begriff ihrer Muttersprache, „nature morte“, verabscheue sie sogar. Ihre Bilder seien wie leise Worte. Mit Gedanken eines Betrachters werde daraus eine Konversation. Ein anderer Vergleich: Sie seien Ausgangspunkte einer Reise, die ein Betrachter fortsetze. Und da könne etwas passieren, „was nicht vorgesehen ist“.
Diese robust gegenständlichen und doch fragilen, traumhaften Bilder erstaunen auch wegen ihres Materials. Nicole Bottet malt mit Papier. Aus einer alten Kiste ihrer Urgroßeltern nehme sie Briefe, Zettel, Gedrucktes, erläutert die Künstlerin. Doch diese klebe sie nicht auf, sondern sie bearbeite sie und behandle sie wie Farbe. Solche Bilder sind also keine Collage? „Nein!“, erwidert sie entrüstet. Das sei keine Collage, und es sei keine Anekdote.
Ähnlich agiert sie mit Gold und Silber: Sie trage es in feinsten Blättchen auf, doch nicht als effektheischende Metallschicht, sondern wie Farbe. Über ihr gemaltes Gold sagt sie: „Das ist fast wie Klang.“
Ölfarben, Gold und Papier – manchmal verwendet sie alle drei – fusionieren in ihren Gemälden. Sogar: Nicole Bottet malt zwar auch auf Leinwand, doch sie trägt diese machtvollen Malmaterialien wie Öl, Gold und Papier auch auf Papier auf, wobei einige dieser dünnen Gemälde eine Gewichtigkeit bekommen, dass sie liegend in einer Tischvitrine besser untergebracht erscheinen als hängend an der Wand. Ausstellung: