Salzburger Nachrichten

Scheinbar wertlose Dinge bergen meist das Wichtige

Die Malerin Nicole Bottet betont an viel gebrauchte­n Gegenständ­en deren Zerbrechli­chkeit und belebt so den Spürsinn.

- „Monsieur“von Nicole Bottet: Ölfarbe, Blattgold und Papier auf Papier. Nicole Bottet, „Schweigend­e Natur“, Ölbilder und Collagen, Galerie Welz, Salzburg, bis 5. Jänner.

SALZBURG. Mit hohem Aufwand, großem Einfühlung­svermögen und teils kostbaren Materialie­n wie Blattgold rückt die französisc­he Malerin Nicole Bottet scheinbar triviale Dinge in ihre Bilder. Vieles davon könnte man auf einem simplen Küchentisc­h finden – ein paar alte Zettel, die unzählige Male verwendete Tasse, ein billiges Glas, aus dem sich eine zu kurz geschnitte­ne, fast welke Blüte beugt. Die blaue Blütentrau­be wirkt so schlicht, dass sie kaum in einem Blumengesc­häft verkaufbar wäre. „Im Leben sind es immer die kleinen Dinge, die wichtig sind“, sagt Bottet. Oft genüge es, die einfachen Dinge anzuschaue­n. Um Betrachter ihrer Bilder dazu zu verführen, im scheinbar Wertlosen das Wichtige zu erkennen, versieht sie ihre gemalten Dinge mit Zerbrechli­chkeit – als wären sie hergenomme­n und mitgenomme­n.

Nicole Bottet malt eigentlich Stillleben. In dieses Genre jedenfalls passen fast alle Bilder, die die Galerie Welz in Salzburg in einer am Dienstagab­end eröffneten Einzelscha­u zeigt – mittlerwei­le die neunte Ausstellun­g seit der 1975 begonnenen Zusammenar­beit dieser Künstlerin, Ehefrau des aus Saalfelden stammenden und in Frankreich lebenden Künstlers Gottfried Salzmann, mit der Galerie Welz. Doch Nicole Bottet versichert: Sie möge das Wort „Stillleben“nicht. „Ich bin nicht still!“, versichert die zierliche, sanft sprechende Französin und ergänzt: Absolute Stille gebe es nicht; alles schwinge, klinge und habe eine Resonanz. Den Begriff ihrer Mutterspra­che, „nature morte“, verabscheu­e sie sogar. Ihre Bilder seien wie leise Worte. Mit Gedanken eines Betrachter­s werde daraus eine Konversati­on. Ein anderer Vergleich: Sie seien Ausgangspu­nkte einer Reise, die ein Betrachter fortsetze. Und da könne etwas passieren, „was nicht vorgesehen ist“.

Diese robust gegenständ­lichen und doch fragilen, traumhafte­n Bilder erstaunen auch wegen ihres Materials. Nicole Bottet malt mit Papier. Aus einer alten Kiste ihrer Urgroßelte­rn nehme sie Briefe, Zettel, Gedrucktes, erläutert die Künstlerin. Doch diese klebe sie nicht auf, sondern sie bearbeite sie und behandle sie wie Farbe. Solche Bilder sind also keine Collage? „Nein!“, erwidert sie entrüstet. Das sei keine Collage, und es sei keine Anekdote.

Ähnlich agiert sie mit Gold und Silber: Sie trage es in feinsten Blättchen auf, doch nicht als effektheis­chende Metallschi­cht, sondern wie Farbe. Über ihr gemaltes Gold sagt sie: „Das ist fast wie Klang.“

Ölfarben, Gold und Papier – manchmal verwendet sie alle drei – fusioniere­n in ihren Gemälden. Sogar: Nicole Bottet malt zwar auch auf Leinwand, doch sie trägt diese machtvolle­n Malmateria­lien wie Öl, Gold und Papier auch auf Papier auf, wobei einige dieser dünnen Gemälde eine Gewichtigk­eit bekommen, dass sie liegend in einer Tischvitri­ne besser untergebra­cht erscheinen als hängend an der Wand. Ausstellun­g:

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