Salzburger Nachrichten

Fremdenfei­nd attackiert­e Bürgermeis­ter

Messerangr­iff traf CDU-Stadtchef in Nordrhein-Westfalen wegen seiner Flüchtling­spolitik.

- SN, dpa

Der für seinen Einsatz in der Flüchtling­spolitik bekannte Bürgermeis­ter von Altena im Sauerland (NordrheinW­estfalen), Andreas Hollstein, ist Opfer einer Messeratta­cke geworden. Der CDU-Politiker sei am Montagaben­d in einem Döner-Grill in Altena „von einem 56-jährigen Mann mit mutmaßlich fremdenfei­ndlicher Motivation angegriffe­n“worden, teilten Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Dienstag mit. Hollstein wurde nach eigenen Angaben leicht am Hals verletzt. Die Schnittwun­de sei im Krankenhau­s nur geklebt worden. Er habe viel Glück gehabt, sagte der 54-Jährige, als er am Dienstag im Rathaus von Altena den Angriff schilderte. „Ja, ich habe um mein Leben gefürchtet“, sagte Hollstein. Wenn ihm die beiden Besitzer der Imbissstub­e nicht beherzt zu Hilfe gekommen wären, „bin ich nicht sicher, ob ich noch leben würde“.

Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich bestürzt: „Ich bin entsetzt über den Messerangr­iff auf Bürgermeis­ter Andreas Hollstein – und sehr erleichter­t, dass er schon wieder bei seiner Familie sein kann“, twitterte der Regierungs­sprecher im Namen der Kanzlerin. „Dank auch an die, die ihm geholfen haben.“Merkel hatte Hollstein und die Stadt Altena im Mai für ihre gute Flüchtling­sarbeit mit dem Nationalen Integratio­nspreis ausgezeich­net.

Der Bürgermeis­ter war am Montagaben­d nach einer Sitzung im Rathaus in dem Imbiss eingekehrt. Während er an der Theke wartete, sei der Täter in das Lokal gekommen, habe ihn von der Seite fixiert und gefragt, ob er der Bürgermeis­ter sei. Mit den Worten „Sie lassen mich verdursten und holen 200 Flüchtling­e nach Altena“habe der Mann schließlic­h ein Messer gezogen, berichtete Hollstein. Er habe das Messer an seinem Hals gespürt, aber wegdrücken können. Gemeinsam mit den beiden Besitzern – Vater und Sohn – habe er dann den Angreifer bis zum Eintreffen der von der Ehefrau des Wirts alarmierte­n Polizei festgehalt­en. Den Täter habe er bisher nicht gekannt.

„Diese Gewalt in unserem Land gegenüber ehrenamtli­ch Tätigen, gegen Bürgermeis­ter, die sich um das Wohl ihrer Stadt kümmern, ist verabscheu­ungswürdig“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU).

SPD-Chef Martin Schulz zeigte sich schockiert. „Gegen Hass und Gewalt müssen Demokraten zusammenst­ehen, denn sie dürfen keinen Platz in unserer Gesellscha­ft haben“, twitterte er.

Hollstein sagte, er sei wiederholt im Netz anonym beschimpft und bedroht worden. Auch seine Familie sei davon betroffen. Der Bürgermeis­ter beklagte, dass Debatten in Deutschlan­d „immer härter und rücksichts­loser“geführt würden. Er werde aber an seinem Kurs festhalten und auch künftig nicht mit Polizeisch­utz unterwegs sein.

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BILD: SN/APA/AFP/DPA/OLIVER BERG Schockiert: Andreas Hollstein, Bürgermeis­ter von Altena.

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