Der Weg zur ökologischen Landwirtschaft ist steinig
Die weitere Zulassung des umstrittenen Herbizids Glyphosat löst keine bestehenden Probleme und verunsichert die Menschen.
Nach jahrelanger Debatte einigten sich die EU-Agrarminister mit der geforderten qualifizierten Mehrheit darauf, das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat weitere fünf Jahre in der EU zuzulassen. Österreich stimmte dagegen, Deutschland spielte das Zünglein an der Waage. Unabhängig von der eigenmächtigen und heftig kritisierten Zustimmung des deutschen Ministers, die Kanzlerin Merkel auch innenpolitisch in Bedrängnis bringt, ist die Entscheidung aus weiteren Gründen problematisch: Nach endlosen Gutachterstreits bleibt der Verdacht bestehen, der Unkrautvernichter könnte krebserregend sein. Das Ja für Glyphosat nimmt Druck weg, auf ökologisch schonendere Anbaumethoden umzusteigen. Und letztlich ist diese Entscheidung erneut ein Beispiel dafür, dass Zentralismus in der EU nicht immer die besseren Lösungen anzubieten hat.
Wie groß das Krebsrisiko des Herbizids tatsächlich ist, wird von zuständigen Agenturen der Weltgesundheitsorganisation, der EU oder Österreichs zum Teil sehr unterschiedlich bewertet. So hängt das Urteil zum Beispiel davon ab, ob man Glyphosat isoliert betrachtet oder in der Summe der Belastungen mit anderen chemischen Spritzmitteln.
Die Landwirte wiederum argumentieren damit, dass es kaum Alternativen zu Glyphosat gebe, und wenn, seien sie wesentlich teurer. Außerdem gebe es für den Einsatz bei uns zeitliche Beschränkungen.
Wie man die Argumente auch dreht und wendet: Letztlich geht es immer darum, was einer Gesellschaft der Umstieg auf ökologisch schonendere Ackerbaumethoden wert ist. Der großflächige Einsatz von Herbiziden und Pestiziden ermöglicht zeit- und kostensparendes Arbeiten. Die biologische Landwirtschaft wird im Vergleich dazu immer aufwendiger und teurer sein.
Die Hoffnung ist aber: Die wachsende Nachfrage nach Produkten aus ökologischer Landwirtschaft zeigt zum Beispiel in Österreich, dass immer mehr Menschen bereit sind, dafür auch mehr zu bezahlen. Das stärkt der Politik den Rücken, den Richtungswechsel in der Landwirtschaft weiter voranzutreiben.
Daher denkt man bereits am Tag nach der Entscheidung für Glyphosat in Ländern wie Österreich oder Frankreich über nationale Verbote und Beschränkungen nach. Womit sich mit Recht die Frage stellt, ob es nicht dem ohnehin geltenden Subsidiaritätsprinzip folgend viel gescheiter wäre, den Nationalstaaten in wesentlich mehr Bereichen als bisher selbst die Entscheidung zu überlassen.