Wagrain holt die Welt ins Stille-Nacht-Schlössl
Der Sterbeort von Joseph Mohr eröffnet sein neues Museum. Die Besucher können bald die Ruhe und den Lauf der Zeit spüren.
Das berühmte Weihnachtslied ging einst in die Welt und kehrt nun in vielen Sprachen in seine Salzburger Heimat zurück. Joseph Mohr, dem Textdichter von „Stille Nacht“, ist ein neues Museum in Wagrain gewidmet: Das generalsanierte Pflegerschlössl, ein Architekturjuwel im barocken Stil, wird am 3. Dezember eröffnet.
Pfarrer Mohr verbrachte die letzten elf Jahre seines Lebens bis zu seinem Tod am 4. 12. 1848 in Wagrain und liegt hier begraben. Er würde den Ort heute kaum wiedererkennen. Aus dem armen Bergbauerndorf wurde eine reiche, moderne Tourismusgemeinde. Diese Geschichte können die Besucher im Museum an einer interaktiven Wand im ehemaligen erzbischöflichen Gerichtsgebäude erleben. Vor allem aber geht es um „das Lied für die Welt“. „Wagrain ist ein Ort, der sich sehr stark mit dem Text des Liedes, mit Zeit und Ruhe auseinandersetzt“, erklärt die Geschäftsführerin des Kulturvereins Blaues Fenster, Carola Schmidt. Mit innerer Einkehr in einer hektischen Welt und mit Zeitwahrnehmung. Dazu passt die Uhrensammlung der früheren Hausbesitzerin, Elisabeth Dolezal. Sie zeigt die Präzision mechanischer Zeitmessung mit wertvollen Originalen aus dem 19. Jahrhundert.
Anhand von mehr als 200 Übersetzungen des Liedtitels kann man die eigenen Sprachkenntnisse erproben und so manches Rätsel lösen. Die Besucher können der Melodie in unterschiedlicher Instrumentierung lauschen oder in einem bequemen Ohrensessel verschiedene Bearbeitungen anhören – beides eingespielt von Studierenden am Salzburger Mozarteum.
Das Pflegerschlössl wurde behutsam restauriert, barrierefrei ausgebaut und durch ein modernes Veranstaltungszentrum ergänzt. Die Projektkosten betrugen rund zwei Mill. Euro.