Reich, schön – aber auch verschlagen
Monterey, Kalifornien. Fünf Frauen kämpfen mitund gegeneinander in dem Nobelort, in dem jede die andere zu kennen scheint und es offenbar nur eine Schule gibt. Obwohl die meisten Mütter wohlhabende Erfolgsfrauen sind, beschäftigt sie ihr Privatleben in besonderer Weise. Die Miniserie „Big Little Lies“ist ein treffendes Porträt der amerikanischen High Society – voller Neid, Geltungsund Eifersucht. Um nicht zu beliebig zu werden, hält ein Todesfall, über den fast nichts bekannt ist und im Verlauf auch wenig verlautet, die sieben Folgen zusammen. Verraten wird erst kurz vor Schluss, was es damit für eine Bewandtnis hat. Aber eingefügte Szenen der polizeilichen Verhöre der Protagonisten schaffen Spannung, die ohnehin durch mehrere Handlungsstränge befeuert wird. Dem Plot liegt der gleichnamige Roman von Liane Moriarty zugrunde, lediglich der Schauplatz wurde von Australien an die nordamerikanische Westküste verlegt. Vor allem die Szenen häuslicher Gewalt, ausgeübt vom Mann der Anwältin Celeste (großartig: Nicole Kidman, wie die gesamte Reihe mit einem Emmy ausgezeichnet), bedrücken, ebenso Gerüchte über Gewalt unter den Kindern. Die herrschsüchtige Reese Witherspoon, die feurige Shailene Woodley und die dynamische Laura Dern prägen das suggestive, abgründige Geschehen, indem es immer wieder – Überraschung – um „Big Little Lies“geht. Originelle Regieeinfälle und Blickwinkel bereichern die außergewöhnlich stimmige Miniserie. Bleibt als Resümee ein Liedtext von André Heller: „Die Lüge ist wahrer als die Wahrheit, weil die Wahrheit so verlogen ist.“ Big Little Lies, drei HBO-Warner-Blu-ray-Discs, sieben Episoden, 370 Minuten.