Arbeitsplatz Spital wird unattraktiver
Das Aufweichen der 48-Stunden-Woche schadet der Gesundheit.
Wie viel Arbeitszeit ist einem Arzt zuzumuten? Darüber streiten Politik und Ärztevertreter seit Jahren. Die EU kennt die Antwort bereits seit 2003: 48 Stunden pro Woche sind genug. 14 Jahre später wollen die Vertreter der Länder diese Vorgabe aber immer noch aufweichen. Keine gute Idee.
Denn lange ist klar: Die alten Arbeitszeitmodelle der Ärzte sind schlecht für die Gesundheit. Schlecht für die Gesundheit der Patienten: Wer will schon von einem Arzt behandelt werden, der gerade einen 24-Stunden-Dienst hinter sich hat und in der Nacht kaum zur Ruhe kam.
Überlange Arbeitswochen sind aber auch schlecht für die Gesundheit der Ärzte selbst. Im Spital hat sich die Arbeit in den vergangenen Jahren massiv verdichtet. Das spüren vor allem die jungen Ärzte, die nun auch auf die Einhaltung der 48-StundenWoche pochen.
Wenn zu viel Arbeitszeit möglich ist, ist das aber auch schlecht für das gesamte Gesundheitssystem. Denn der Arbeitsplatz Spital wird zunehmend unattraktiv. Gesundheitsökonomen berechneten, dass wir in Österreich ausreichend Ärzte haben, diese aber nicht versorgungsrelevant sind. Immer mehr Ärzte wollen den Spitalstrott nicht mehr mitmachen. Sie suchen sich einen anderen Platz in der großen Welt der Medizin. Ziel muss es sein, mehr Ärzte im Spital zu halten. Eine 60-Stunden-Arbeitswoche ist dafür kein gutes Mittel.