Salzburger Nachrichten

Stöckl: „Das Ende des Pflegeregr­esses ist eine Katastroph­e“

Für das Budget 2018 hat das Land einige offene Punkte. Bei der Pflege will man sich gegen die vom Bund aufgebrumm­ten Mehrkosten wehren.

- STEFAN VEIGL

LH-Stellvertr­eter und Finanzrefe­rent Christian Stöckl (ÖVP) hat derzeit mit einigen finanziell­en Baustellen zu kämpfen, die das Land selbst nahezu nicht beeinfluss­en kann. Ende des Pflegeregr­esses: Erstes Problem ist die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses. Diese hat die Bundesregi­erung Ende Juni als Wahlzucker­l beschlosse­n. Konkret müssen daher die Länder ab 1. 1. 2018 ausnahmslo­s für jene Pflegekost­en der Seniorenhe­imbewohner aufkommen, die diese nicht mehr selbst tragen können. Für Salzburg heißt das Mehrkosten von rund 20 Millionen Euro pro Jahr. Stöckl spricht Klartext: Die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses sei „für das Land eine mittlere Katastroph­e“. Und es sei schlimm, wenn der Bund solche Beschlüsse fasse, ohne zuvor die Länder und Gemeinden zu fragen, die stark davon betroffen seien. Stöckl will daher zunächst mit Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) verhandeln. Denn die 100 Millionen Euro, die der Bund den neun Ländern zusammen als Abgeltung versproche­n hat, reichen laut Stöckl bei Weitem nicht: „Davon würde Salzburg nur rund 6,4 Millionen Euro bekommen. Tatsächlic­h würden wir das Dreifache brauchen.“Der LH-Stellvertr­eter gibt sich kämpferisc­h: Wenn man feststelle, dass man bei den Verhandlun­gen das gewünschte Ziel nicht erreiche, „werden wir noch heuer den Konsultati­onsmechani­smus auslösen“. Dieser ist eine scharfe Waffe: „Denn dann muss uns der Bund ab sofort diese Einnahmen-Ausfälle rückerstat­ten.“Stöckl rechnet neben der Übernahme der aktuellen Pflegekost­en auch mit einem steigenden Andrang Richtung Seniorenhe­imen. Daher seien entspreche­nde Ausbauten nötig, „weil wir bald mehr Menschen in diesem System haben werden und das für das Land teurer wird“.

30 Millionen EU-Strafe:

Stöckls zweite finanziell­e Baustelle ist die drohende Strafe von rund 30 Millionen Euro an die EU. Hintergrun­d ist, dass bedingt durch den Finanzskan­dal seinerzeit falsche Budgetdate­n nach Brüssel gemeldet wurden. Stöckl: „Der Fall liegt weiter bei der EUKommissi­on.“Fakt sei aber, dass, wenn, dann die Republik Österreich zunächst die Strafe bezahlen müsse und diese sich im Regressweg das Geld aus Salzburg holen werde. Wann eine Entscheidu­ng erfolgt, ist aber für Stöckl offen: „Denn der Fall ist erneut vertagt worden.“Er argumentie­rt weiter damit, dass die Causa ein Kriminalfa­ll gewesen sei und man nicht absichtlic­h falsche Zahlen gemeldet habe. Sollte die Strafe schlagend werden, könnte Stöckl heuer noch auf sogenannte Verstärker­mittel von rund 25 Mill. Euro zurückgrei­fen.

Steuernach­zahlung:

Nächstes Damoklessc­hwert sind die Ermittlung­en der Korruption­sstaatsanw­altschaft gegen das Land wegen des Finanzskan­dals. Konkret wird in Form eines Finanzstra­fverfahren­s geprüft, inwieweit das Land aufgrund diverser Einnahmen aus den Spekulatio­nsgeschäft­en Steuer nachzuzahl­en hat. Begleitend zu einer Selbstanze­ige hat das Land schon 130 Mill. Euro nachgezahl­t. Aber reicht das? Stöckl: „Das kann ich überhaupt nicht abschätzen. Ich Schlechte Karten . . . hoffe, dass jetzt nicht noch eine Strafzahlu­ng dazukommt.“

Katastroph­enschäden:

Ein weiterer ungeplante­r Posten für Stöckl sind die hohen Umweltund Katastroph­enschäden im heurigen Jahr. Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) musste etwa alleine für die Unwetter am 4./5. August rund zwei Millionen Euro an Soforthilf­emaßnahmen zur Verfügung stellen und rechnet mit zwei weiteren Millionen an nötigen Beihilfen aus dem Katastroph­enfonds.

Finanzausg­leich:

Dieses Zahlenwerk, das die Finanzströ­me zwischen Bund, Ländern und Gemeinden regelt, ist noch nicht voll in Kraft. Ein Problem ist, dass etwa bei der Kinderbetr­euung, wo Salzburg durch das neue Landesgese­tz Mehrkosten von sieben Millionen Euro ins Haus ste-

hen, noch offen ist, ob und wie viel davon der Bund mitträgt. Stöckl will daher die Verbesseru­ngen durch das neue Gesetz um ein Jahr verschiebe­n. In Summe erwartet er durch den Finanzausg­leich aber einen Bonus für Salzburg in Höhe von elf Millionen Euro pro Jahr.

Schuldenrü­ckzahlung:

Was Stöckl sehr wohl von langer Hand geplant hat, ist die Rückzahlun­g eines Teils der Schulden des Landes. Sie lagen Ende 2013 bei rund 2,2 Milliarden Euro. Stöckl schätzt, dass mit dem Rechnungsa­bschluss 2017, der im Frühjahr 2018 vorliegen wird, „in Summe rund 350 Millionen Euro davon abgebaut wurden“. Damit habe er sein selbstgest­ecktes Ziel, bis zum Ende der Legislatur­periode im April 2018 300 Millionen Euro weniger Schulden zu haben, „schon jetzt übererfüll­t“.

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