Aufsteirern und satanisches Gruseln in der Jelinek-Heimat
Den Roman „Die Kinder der Toten“gibt es im steirischen herbst zum Sehen, Hören, Mitspielen, Lesen und zum Erwandern.
Die 70-jährige Nobelpreisträgerin spricht selbst von ihrem „wichtigsten Werk“: Der 1995 erschienene Roman „Die Kinder der Toten“wurde jetzt von Elfriede Jelinek für eine filmisch-performative Inszenierung freigegeben. Gedreht wird mit Super-8-Kamera und die Bevölkerung ist eingeladen, sich an der Verfilmung an den Originalschauplätzen des „Gespensterromans“rund um Neuberg an der Mürz zu beteiligen.
Für die künstlerische Umsetzung wurde das aus New York stammende Performance-Kollektiv „Nature Theater of Oklahoma“ausgewählt. Das kreative Treiben zwischen Heimatfilm-Klischees und dem Unheimlichen, das der ruralen Idylle innewohnt, hat mittlerweile auch das Interesse von Regisseur Ulrich Seidl geweckt, er wird aus den 66 Szenen des Endzeitporträts einen Film produzieren.
Aus Jelineks 666 Seiten starkem Buch hat der steirische herbst einen Programmschwerpunkt gezimmert. Unter dem Titel „Tosende Stille“wird etwa eine 144-stündige öffentliche Lesung aus „Die Kinder der Toten“angeboten. An drei Wochenenden ist auch hier Publikumsbeteiligung gefragt. Das „Cinema 666“wiederum will „die Geister der filmischen Vergangenheit zum Leben erwecken“und präsentiert unterschiedlichste Horrorausformungen in bewegten Bildern.
„Urlaubsfreude lodert aus dem Wald“: Unter diesem Motto gibt es Wanderungen und Führungen zu den realen Orten der Jelinek’schen Sprachdüsternis. In einem anderen Projekt begleitet der Komponist Wolfgang Mitterer mit musikalischen Improvisationen „Carnival of Souls“, einen der Lieblingsfilme der Nobelpreisträgerin. Das Literaturhaus Graz wiederum reiht sich in den Veranstaltungsreigen mit einer Matinee und einem Symposium ein: „Wir Kinder der Toten – Heimat und Horror bei Elfriede Jelinek“.