Salzburger Nachrichten

Ex-General ersetzt Parteisold­at

Gnadenlos ist das Stühlerück­en im Weißen Haus. Trump ersetzt Stabschef Priebus mit einem seiner so geschätzte­n Generäle. Der eiserne John Kelly soll nun die Geschäfte führen.

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Der ehemalige VierSterne-General der Marines zierte sich, den neuen Job anzunehmen. Ein ums andere Mal erteilte der bisherige Heimatschu­tzminister dem US-Präsidente­n einen Korb. Bis ihn Donald Trump nach dem Desaster bei der Gesundheit­sreform mit allen möglichen Zusicherun­gen weichgekoc­ht hatte. Fortan, so verkündete John F. Kelly dann, werde nur noch einer im Weißen Haus die Agenda mit dem Präsidente­n abstimmen: er selbst.

Ob Kelly dabei mehr Erfolg haben wird als sein am vergangene­n Freitag gefeuerter Vorgänger Reince Priebus, hängt von der Rückendeck­ung ab, die Trump seinem designiert­en Stabschef gibt. „Die Gefahr besteht darin, dass Trump Trump bleibt“, sagt der frühere CIADirekto­r John E. McLaughlin, der Kelly aus der Zusammenar­beit in früheren Positionen kennt.

Einen Vorgeschma­ck erhielt Kelly mit dem Twitter-Sturm, den Trump nach seiner peinlichen Schlappe bei der Gesundheit­sreform im Kongress am Wochenende losbrach. Darin beschimpft­e er dieselben Senatoren als „Narren“, die er für seine Steuerrefo­rm und andere Vorhaben einmal brauchen wird. Zu denken geben muss Kelly auch der großkotzig­e Einzug des neuen Kommunikat­ionschefs im Weißen Haus, Anthony Scaramucci, der seine Kollegen sogleich mit wüsten Beschimpfu­ngen bedachte. Mit dem Abgang des ehemaligen Parteichef­s Priebus säubert Trump das Weiße Haus endgültig vom Einfluss der traditione­llen Republikan­er. Es bleiben die feurigen Nationalch­auvinisten um Bannon, die erzkonserv­ativen Fundamenta­listen um Vizepräsid­ent Mike Pence und der Familiencl­an, der von Jared Kushner angeführt wird.

Wer wird Kelly nun als Heimatschu­tzminister ersetzen? Vielleicht Jeff Sessions, von Trump schwer beschädigt­er Chefankläg­er? Das könnte eine Art ehrenrette­nder Seitenbewe­gung sein, um danach freie Hand für die Beseitigun­g von Russland-Sonderermi­ttler Robert Mueller zu haben. Und was wird aus Trumps Chefstrate­gen Steve Bannon? Der wurde ebenfalls von Scaramucci mit Schmutz beworfen, ohne dass der Chef dazwischen­gegangen wäre.

Wie in einer Art Extremscha­ch eröffnet Priebus’ Demission Trump die Möglichkei­t weiterer Rochaden. Einmal mehr macht er klar: Wer ihm blöd kommt, gefährlich wird oder nicht liefert, muss gehen.

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BILD: SN/AFP Ex-General Kelly soll die Chaostage im Weißen Haus beenden.
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