Salzburger Nachrichten

Zustimmung für die EU wächst wieder

Das Brexit-Votum verringert in EU-Ländern den Drang, der Union den Rücken zu kehren.

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Die Europäisch­e Union spürt Rückenwind – nach der kalten Dusche der Brexit-Entscheidu­ng 2016 und der großen Angst vor den Rechtspopu­listen. Aber weder bei den Wahlen in den Niederland­en noch bei den Abstimmung­en in Frankreich gab es eine Mehrheit für jene politische­n Kräfte, die den Austritt ihres Landes aus der EU wünschen. Statt der EU-Feinde regiert nun Emmanuel Macron im ÉlyséePala­st in Paris und treibt Europa zu Reformen an. „Wir erleben die Rückkehr zu einer EU, die eine Lösung bietet – und nicht ein Problem“, schreibt EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk in seinem Einladungs­brief an die Staats- und Regierungs­chefs der EU-Staaten zum EU-Gipfel diese Woche.

„Die Stimmung wird besser“, sagen zumindest zahlreiche Diplomaten. Das gilt offenbar auch für viele Europäer, wie das amerikanis­che Pew-Institut in einer großen Umfrage ermittelt hat. In Deutschlan­d bewerten nun 68 Prozent der Befragten die EU positiv, 18 Prozentpun­kte mehr als vor dem Brexit-Votum der Briten 2016. In Frankreich war der Anstieg ebenso steil, aber nur auf eine Zustimmung­srate von 56 Prozent. In den Niederland­en sehen 64 Prozent der befragten EU-Bürger die Union positiv (plus 15 Prozentpun­kte), in Spanien 62 Prozent (plus 13). Selbst in Großbritan­nien sind mittlerwei­le die Europafreu­nde mit 54 Prozent in der Mehrheit (plus zehn Prozentpun­kte).

Bei der Umfrage in zehn EU-Staaten, die zusammen 80 Prozent der EU-Bevölkerun­g stellen, zeigt sich eine wieder wachsende Zustimmung zur EU. Nur in Italien kühlt sich die einstige EU-Begeisteru­ng ab, aber es sieht noch immer eine Mehrheit von 56 Prozent der Befragten die EU positiv. Am stärksten ist die Pro-EU-Stimmung weiterhin in Polen (74 Prozent).

Nur noch 18 Prozent der vom Pew-Institut in Washington befragten EU-Bürger wollen, dass ihr eigenes Land die Union verlässt. Sogar in Griechenla­nd gibt es keine Mehrheit für einen Grexit. Freilich bleibt hier mit 33 Prozent die Zustimmung­srate in Sachen EU gering.

Nach Ansicht einer Mehrheit der befragten EU-Bürger sollen statt Brüssel die nationalen Regierunge­n für die Kontrolle der Migration und für Handelsabk­ommen mit der übrigen Welt zuständig sein. Viele EUBürger haben ein positives Bild von Deutschlan­d, beklagen aber, dass Berlin zu viel Einfluss im Entscheidu­ngsprozess der EU habe.

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