Katastrophen-Samba in Rio
Kritik nach Pannenserie im Karneval: Wurde bei der Sicherheit gespart?
70.000 Menschen feiern im Morgengrauen die siegreiche Sambaschule Portela, als in Rios Sambódromo plötzlich Schüsse fallen. Ein Mann krümmt sich am Boden. Er kommt sofort in ein Krankenhaus. Dort ist zu dem Zeitpunkt schon der Präsident von Portela, Luís Carlos Magalhães. Er hatte vor dem Einmarsch einen Schwächeanfall erlitten.
Über diesem Karneval liegt ein Schatten. Die Organisatoren hatten gehofft, dass wenigstens die Siegerparade der sechs besten Schulen gut über die Bühne geht. In den Tagen vor der Parade gab es beim Samba-Wettstreit gleich vier Unfälle im Sambódromo. Die beispiellose Pannenbilanz der Karnevalswoche: 32 Verletzte, Knochenbrüche und Quetschungen, auf Tragen abtransportierte Sambatänzerinnen.
„Der Karneval ist immer größer geworden, aber die Sicherheitsmaßnahmen haben damit nicht Schritt gehalten“, meint Staatsanwalt Márcio Guimarães. Erst fuhr ein Wagen der Sambaschule Paraíso do Tuiuti in eine Menschenmenge. Dann brach ein Wagen von Unidos da Tijuca zusammen, die dritte Etage mit Tänzerinnen und Tänzern krachte in die zweite Etage. Hier scheinen zu viele Leute an Bord gewesen zu sein.
Wie Mehltau liegt die wirtschaftliche Krise über Land und Stadt, und der Spardruck ist auch beim Karneval groß. Viele fragen sich: Wurde bei der Sicherheit gespart?
Trotz der Unfälle hieß es: Die Show muss weitergehen. Es geht um viel Prestige und Geld, der Wettstreit der Sambaschulen ist beinhart. In der Liga der zwölf Besten, der Grupo Especial, dabei zu sein verspricht Ruhm und Ehre, die bekanntesten Tänzerinnen sind immer Thema für die Klatschspalten. Die Tickets für Plätze im Sambódromo kosten zum Teil 200 Euro, TV-Sender übertragen live, über eine Million Touristen sind zum Karneval in der Stadt.