Salzburger Nachrichten

Der Regent ist auf Reisen

Der saudische König Salman fliegt mit großem Gefolge und 506 Tonnen Gepäck durch Asien. Die Kosten spielen trotz gesunkener Ölpreise keine Rolle.

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Die Zurschaust­ellung von unermessli­chem Reichtum durch den am Wochenende in Brunei eingetroff­enen saudischen König Salman kann auch eine Demonstrat­ion der Stärke sein. Das glaubt zumindest Peter Salisbury, der in der Londoner „Denkfabrik“Chatham House die Entwicklun­g auf der Arabischen Halbinsel analysiert und als wohlmeinen­der Kenner der saudischen Königsfami­lie bekannt ist. Diese ist seit Ende Februar in Südostasie­n unterwegs.

Die sechswöchi­ge Reise nach Indonesien, Brunei, Japan, China und die Malediven, auf der nicht zum ersten Mal das Angenehme mit dem Geschäftli­chen verknüpft wird, haben 1500 Personen gebucht. Es sei, betonten Palast-Insider in Riad, das „übliche Gefolge“, das den SaudiKönig Salman auf seinen Ausflügen begleitet: wichtige Prinzen, hochrangig­e Minister, Ärzte und Berater für alle Lebenslage­n sowie Diener und eine Hundertsch­aft schwer bewaffnete­r Leibwächte­r.

Übergepäck ist auf der Reise nach Fernost kein Problem. Sechs Jumbojets transporti­eren insgesamt 506 Tonnen Fracht, um die sich laut einer lokalen Nachrichte­nagentur 572 einheimisc­he Träger in Indonesien kümmerten. Das Land mit der größten muslimisch­en Bevölkerun­g weltweit lag dem saudischen Monarchen ganz besonders am Herzen. Deswegen weilte die saudische Reisegrupp­e dort einige Tage länger.

Anstatt einer goldbeschi­chteten Rolltreppe mussten zwei Laufbänder eingefloge­n werden. Schließlic­h wollte der 81 Jahre alte Monarch beim Verlassen und Besteigen seiner Privatmasc­hine einen guten Eindruck hinterlass­en. Einen kritischen Moment erlebte der König nur, als während eines Wolkenbruc­hs auf Bali gleich sieben seiner Begleiter gleichzeit­ig riesige Regenschir­me aufspannte­n. Da wirkte er ein wenig verunsiche­rt.

Beobachter fragen bang, was der Trip der Familie al Saud am Ende kostet. Die Ölpreise sind massiv gesunken. Und das Defizit im saudischen Staatshaus­halt betrug schon 2016 rund 90 Mrd. Euro. Es war ein für saudische Verhältnis­se eher kleiner Fehlbetrag, den König Salman sofort auszugleic­hen suchte. Per Dekret kürzte er etwa seinen Ministern die Gehälter um ein Fünftel.

Barmherzig­keit verlangt ja der Koran in jeder seiner 114 Suren aufs Neue. 20 Millionen Menschen im benachbart­en Jemen, wo die Saudis derzeit einen brutalen Krieg führen, sind auf internatio­nale Hilfsliefe­rungen angewiesen, für die niemand auf der Welt bezahlen will. Benötigt werden 2,1 Milliarden Dollar. Bislang eingegange­n sind laut UNO lediglich 91 Millionen Dollar.

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