Kein Saisonkartenverkauf: „Wir hängen in der Luft“
Im Skigebiet Gaißau-Hintersee findet vorerst kein Saisonkarten-Vorverkauf mehr statt. Das wurde im Internet verlautbart. Hoteliers, Skischul- und Skihüttenbetreiber sind ratlos.
HINTERSEE, KRISPL. Mitte Oktober sah es im Skigebiet Gaißau-Hintersee bereits vielversprechend weiß aus: Kalte und feuchte Luft sorgte dafür, dass Frau Holle ihre Kissen ergiebig ausschüttete. Der Saisonkarten-Vorverkauf startete und wurde auf Facebook beworben. „Der Winter hat schon seine ersten Boten geschickt“, hieß es da. Die Fans reagierten positiv, einer schrieb: „Ich freu mich schon wieder auf das Skifahren!“
Am 21. Oktober öffneten die Kassen für den SaisonkartenVorverkauf: „Kinder bis zehn Jahre und Senioren ab 70 Jahre fahren kostenlos“, wurde da versprochen. Die Skitourengeher nutzten die Bedingungen ebenfalls aus, um sich „einzugehen“.
Doch dann kamen Regen und Föhn, der Schnee schmolz wieder und am Donnerstag erschien folgende Meldung auf der Homepage und der Facebook-Seite des Skigebiets: „Bis auf Weiteres findet kein Saisonkarten-Vorverkauf mehr statt!“– keine Begründung, keine Antwort auf zahlreiche Fragen der Facebook-Nutzer. „Was ist los bei euch? Liegt es an der unsicheren Schneelage der letzten Jahre?“Manche machten auch ihrem Ärger Luft: „Eine absolute Frechheit, nicht einmal die betroffenen Betriebe erhalten ansatzweise Informationen – es geht ja nur um unsere Existenz.“
Ein Rundruf macht deutlich, wie groß die Unsicherheit in den Gemeinden Hintersee und Krispl ist. „Ich weiß null“, sagt Franz Ebner, der unter dem Namen Sport Franky ein Sportgeschäft und eine Skischule in Hintersee führt. „Wir hängen total in der Luft. Es schaut nicht so gut aus“, sagt Ebner. Die Betroffenheit ist ihm anzumerken. Auch der Hinterseer Bürgermeister Paul Weißenbacher (ÖVP) befindet sich in einer angespannten Situation. „Die Leute fragen mich natürlich alle, aber ich habe keinen Kontakt mit dem Geschäftsführer, er ist ja nie da. Es ist keiner greifbar, mit dem man Klartext reden könnte.“
Der Hauptgesellschafter des kleinen Skigebiets sitzt nämlich in China. Vor zwei Jahren hat es der Investor Zhonghui Wang aus Peking gekauft. Er hält 75 Prozent der GmbH. Als Geschäftsführer war Gernot Leitner eingesetzt – er war unter anderem für die Salzburger Olympiabewerbung 2014 zuständig. Doch mit Ende Juni übernahm ein weiterer Chinese die Geschäfte, nämlich der 42-jährige Yang Zheng.
Leitner hatte stets betont, dass das kleine Skigebiet Investitionen brauche, um lebensfähig zu bleiben: eine Beschneiung und eine neue Gondelbahn mit Bergzentrum waren angedacht. Umgesetzt wurde bisher nichts. Auch eine geplante Kapitalaufstockung auf fünf Millionen Euro wurde vom chinesischen Hauptgesellschafter offenbar nicht abgesegnet.
Die meisten „einheimischen“Anteile am Skigebiet GaißauHintersee, nämlich zehn Prozent, hält der Hinterseer Hotelier Albert Ebner. „Ja, es gibt große Besorgnis bei den Leuten – auch bei mir“, schildert er. Mitte der Woche könne er über den Grund dafür Auskunft geben. „Derzeit habe ich den Auftrag, nichts nach außen zu tragen. Außerdem weiß ich es selbst nicht hundertprozentig“, sagt Ebner. Der Saisonkartenvorverkauf sei „kurzfristig unterbrochen“. Es sei möglich, dass dieser „am Wochenende wieder stattfindet“.
Auch Bgm. Weißenbacher will nicht aufgeben. Er hoffe sehr, dass es mit dem Saisonkartenverkauf und dem Skigebiet weitergehe. „Es sind ja nicht nur die 40 bis 50 Arbeitsplätze beim Lift, es sind ja Hunderte betroffen: Hoteliers, Gastwirte, Skihüttenbetreiber, Skischulen, Lieferanten“, zählt er auf. Ein Aus sei unvorstellbar. „Das traue ich mir gar nicht auszumalen.“
„Es ist niemand da, mit dem man Klartext reden könnte.“ P. Weißenbacher, Bgm. Hintersee „Mitte der Woche kann ich über den Grund Auskunft geben.“ Albert Ebner, Gesellschafter