Ein Marktplatz im Internet
Eine Salzburger Agentur ist die einzige in Österreich, die für Amazon Unternehmen berät. Das Ziel: Kaufkraft wieder in das Bundesland holen – und Backerbsen nach Italien schicken.
SALZBURG-STADT. Der Name der Agentur klingt wie eine Adresse: Marktplatz 1. Dabei betritt man die Läden von Karim Bannour (39) und Klaus Forsthofer (37) nicht mit dem Fuß, sondern mit der Maus. Die beiden Salzburger betreuen Firmen, die ihre Kunden auch über das World Wide Web erreichen wollen.
„Zu uns kommen Firmen, die gern wissen würden, wie man am besten auf Marktplätzen wie Amazon verkauft“, sagt Bannour. Im Gespräch würde er dann die beste Möglichkeit finden: selbst auf Amazon verkaufen, die Lieferung dem Versandhändler überlassen oder doch eBay, Alibaba oder Tmall als Plattform wählen.
Marktplatz 1 gibt es seit einem Jahr. In dieser Zeit hat Bannour 20 Kunden beraten, darunter auch Claro, QimiQ und Landleben. Doch funktioniert es wirklich, Geschirrspültabs, Schlagobers und Backerbsensuppe auf Amazon zu verkaufen?
„Ja, die Menschen kaufen nicht nur Bücher und CDs auf den Online-Marktplätzen, sondern immer mehr auch Produkte des täglichen Bedarfs“, sagt Bannour.
In Berlin würden Versandhändler innerhalb von drei Stunden liefern – und der Trend schwappe auch nach Österreich.
Die Kunden von Marktplatz 1 seien in ihrem Bereich Marktführer und es sei sinnvoll, die Produkte auch in anderen Ländern anzubieten. „Die Italiener sind verrückt nach den Backerbsen von Landleben – bisher hatten sie keine Möglichkeit, sie zu kaufen.“
Amazon steht im Verruf, den Händlern die Preise zu diktieren und die Mitarbeiter schlecht zu behandeln. Bannour lässt diese Kritik nicht gelten. Die Handels- riesen würden ebenfalls Druck auf die Händler ausüben. Und er war auch schon in einem Amazon-Lager: „Es ist nicht so, dass jeder Mitarbeiter dort mit frustriertem Blick dasteht. Aber freilich gibt es überall schwarze Schafe.“
Manche kritisieren auch, dass durch Amazon Kaufkraft aus Österreich abfließt – und der Konzern kaum Steuern zahlt.
Das will Bannour nun ändern. „Wenn Österreicher derzeit auf der Plattform einkaufen, landen sie meist bei deutschen Händlern.“Denn österreichische Firmen seien kaum präsent. Der USVersandhändler habe ein Förderprogramm für Unternehmen eingeführt. Coaches wie Bannour beraten Start-ups, aber auch etablierte Firmen kostenlos und zeigen Wege für den Online-Verkauf auf. Um daran teilzunehmen, müssen sich die Unternehmen bewerben. Warum der USVersandhändler das macht? „Je mehr Angebot es auf Amazon
„Italiener lieben Backerbsen. Nur zu kaufen gibt es sie nicht.“Karim Bannour, Martkplatz 1
gibt, desto mehr kann die Plattform verkaufen.“Doch wäre es nicht sinnvoller, einen eigenen Webshop aufzuziehen, statt sich einem riesigen Konzern anzuvertrauen?
Es koste jede Menge Zeit und Geld, einen eigenen Onlineshop aufzuziehen, sagt Bannour.
Zudem seien auch die Bewertungen auf der Plattform wichtig: „Viele Kunden schauen sich im Geschäft zuerst die Sterne bei Amazon an, bevor sie ein Produkt kaufen.“