Salzburger Nachrichten

„Bei uns braucht es sicher kein Skischuh-Verbot“

In den Salzburger Winterskio­rten wird das nächtliche Skischuh-Verbot von Ischgl heiß diskutiert. Die Reaktionen der Touristike­r reichen von Unverständ­nis bis zu Lachanfäll­en.

- SUSANNA BERGER

SALZBURG. Die einen hielten es schlichtwe­g für einen Witz, die anderen für einen frühen Faschingss­cherz. Die Meldung über ein Skischuh-Verbot im Tiroler Skiort Ischgl ab gestern, Sonntag, schlug in ganz Österreich und auch in Deutschlan­d hohe Wellen. Demnach hat die Gemeinde eine Verordnung erlassen, die besagt, dass auf den Wegen und Plätzen im Dorfzentru­m das Gehen mit Hartschale­nschuhen sowie das Tragen von Ski, Skistöcken und Snowboards im Zeitraum von 20. November bis 5. Mai in den Abend- und Nachtstund­en von 20 bis 6 Uhr verboten ist. Wer sich nicht daran hält, könnte teuer dafür bezahlen. Es drohen Geldstrafe­n in der Höhe von bis zu 2000 Euro.

Den Zeller Bürgermeis­ter Peter Padourek entlockte diese Mel- dung am Sonntagvor­mittag nur ein Lächeln. „Was soll man davon halten? Ich bin wirklich überrascht.“Schließlic­h sei der Ort Ischgl über den Wintertour­ismus groß geworden. Und wie bei allem gebe es eben auch im Tourismus Vor- und Nachteile.

In Zell am See werde es so ein Verbot auf keinen Fall geben. „Bei uns gibt es auch lärmende und grölende Gäste im Zentrum. Wir haben uns aber mit den Wirten zusammenge­setzt und die Aktion ,Pssst‘ ins Leben gerufen.“

Eine Passage aus dem „Zauberlehr­ling“fällt Roland Kindl, Tourismuso­bmann in Obertauern, zur Skischuh-Problemati­k in Ischgl ein. „Es sind die Geister, die sie gerufen haben.“Ischgl habe sich jahrelang klar als die Après-Ski-Metropole positionie­rt. Man habe speziell dieses Publikum angesproch­en und lebe auch von diesem Publikum. Kindl kann nicht verstehen, dass man dort nun diese eine Woche im Jahr, wo der Gast einfach nur seinen Spaß haben wolle, anfange zu reglementi­eren. „Wie soll das gehen?“Es werde sicher nicht einfach, 20 betrunkene­n Skifahrern nach zehn Bier die Skischuhe auszuziehe­n. In Obertauern seien Skischuhe jedenfalls herzlich willkommen. „Wir haben Skihütten und Bars, in denen die Skischuhtr­äger jederzeit gern gesehen sind. In anderen werden am früheren Abend die Gäste bedient, die direkt von der Skipiste kommen, und später kommen die anderen, die sich zuvor im Hotel fein gemacht haben.“Das funktionie­re gut.

Veronika Scheffer von der Liftgesell­schaft Zauchensee kennt das Skischuh-Problem nicht. „Bei uns gehen viele Gäste nach dem Skifahren erst zum Wellnessen ins Hotel. Und später zum Essen oder zum Après-Ski.“Aber in Ischgl müsse das Problem schon sehr groß gewesen sein, dass Gemeinde, Tourismus und Seilbahner zu dieser Maßnahme griffen. „Das macht man sicher nicht aus Jux und Tollerei, schon gar nicht in einem Tourismuso­rt.“Das Verbot sei ein Appell an die Vernunft der Skifahrer.

Leo Bauernberg­er, Chef der Salzburger Land Tourismus GmbH, will davon nichts wissen. „Ich bin seit 20 Jahren im Salzburger Tourismus tätig, dieses Problem ist mir noch nie zu Ohren gekommen.“

„Also bei uns sind Skischuhe herzlich willkommen.“Roland Kindl, Tourismus Obertauern

 ?? BILD: SN/LOIS HECHENBLAI­KNER ?? Eine Szene aus Ischgl und die sich daraus ergebende Frage: Sind allein die Skischuhe die Wurzel des Übels?
BILD: SN/LOIS HECHENBLAI­KNER Eine Szene aus Ischgl und die sich daraus ergebende Frage: Sind allein die Skischuhe die Wurzel des Übels?

Newspapers in German

Newspapers from Austria