Salzburger Nachrichten

Späte Ausbildung, die das Leben möglich macht

Grüne drängen auf mehr Chancen und Absicherun­g für junge Erwachsene, die Lehre nachholen.

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27 Prozent aller arbeitslos­en Menschen in Österreich haben maximal einen Pflichtsch­ulabschlus­s. Für sie ist es extrem schwierig, sich nachhaltig auf dem Arbeitsmar­kt zu integriere­n. Bei den Arbeitslos­en, die jünger als 30 sind, liegt diese Rate sogar bei 43 Prozent. Die knapp 100.000 19- bis 24-Jährigen, die maximal Pflichtsch­ulabschlus­s haben, haben ein erhöhtes Risiko, immer wieder arbeitslos und langzeitar­beitslos zu werden.

Die Regierung hat im Ministerra­t eine Ausdehnung der Ausbildung­sgarantie bis 25 Jahre beschlosse­n. Damit sollen zusätzlich­e Nachqualif­izierungsa­nge- bote für unqualifiz­ierte 19- bis 24Jährige geschaffen werden. Für junge Erwachsene, die länger als vier Monate nicht durch das AMS vermittelt werden konnten, sollen Angebote wie die Lehre für Erwachsene geschaffen werden.

Die Arbeitnehm­ersprecher­in der Grünen, Birgit Schatz, drängt auf Nachschärf­ungen bei dieser geplanten „Ausbildung­sgarantie bis 25“. Im SN-Gespräch weist die Salzburger Abgeordnet­e darauf hin, dass die Möglichkei­t für Erwachsene, eine Lehre nachzuhole­n, oft an der finanziell­en Absicherun­g zu scheitern drohe. Das Gros der Betroffene­n befinde sich in einer völlig anderen Lebenssitu­ation als jün- gere Lehrlinge. Häufig gebe es in dieser Lebensphas­e einen eigenen Hausstand, Kinder und Unterhalts­pflichten. Ein Zurückfall­en auf die Lehrlingse­ntschädigu­ng sei nicht leistbar. Schatz fordert in einem Entschließ­ungsantrag, ältere Lehrlinge zumindest nach Hilfsarbei­terentgelt zu bezahlen, um in dieser Zeit „das Leben möglich zu machen“. Die Unternehme­n dürften aber mit den Kosten nicht allein gelassen werden, es müsse besondere Förderunge­n geben.

Die Lehre sei derzeit ein Vollzeitko­nzept, da in der Lebensphas­e von 19 bis 24 häufig aber bereits kleine Kinder zu betreuen seien, müsse auch eine Möglichkei­t für eine Teil- zeitlehre für erwachsene Lehrlinge mit Kindern geschaffen werden, fordert die grüne Abgeordnet­e.

In der Regel wird die Lehre in der Branche, in der die erwachsene­n Lehrlinge schon tätig waren, absolviert werden. Aufgrund der mitgebrach­ten Vorqualifi­kationen kann so auch eine verkürzte Lehrausbil­dung absolviert werden. Die Anrechnung wird derzeit de facto dem Lehrbetrie­b überlassen, der oft mehr Interesse an einer längeren, finanziell günstigen Lehrzeit als an der Anerkennun­g von Vorqualifi­kationen habe. Die Grünen verlangen, dass eine objektive Stelle wie der Landesberu­fsausbildu­ngsbeirat diese Einstufung vornimmt.

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