Eintauchen in die dritte Dimension
Die Tiefen des Meeres oder die Unendlichkeit des Weltalls mit Datenbrille und Joystick erkunden? Virtual Reality in den eigenen vier Wänden könnte dank Sony demnächst massentauglich werden.
SALZBURG. Immer tiefer sinke ich mit dem Unterwasserkäfig in das dunkle Meer hinab. Mein Blick durch die Taucherbrille schweift an Felsen vorbei, auf denen Korallen in allen Farben leuchten. Eine Gruppe Mantarochen zieht im Scheinwerferlicht elegant an mir vorbei, im Hintergrund liegt das Wrack eines Schiffes. Plötzlich schießt ein riesiger Weißer Hai mit weit aufgerissenem Maul aus der Dunkelheit auf den Käfig zu. Er reißt das Schutzgitter aus der Verankerung und versucht, in das Innere vorzudringen. Ein hastiger Druck auf die Taste des Playstation-Controllers rettet mich in letzter Sekunde davor, als Fischfutter zu enden.
Playstation VR heißt das System, das mittels Datenhelm und der Spielekonsole Playstation 4 seit Kurzem Ausflüge in die virtuelle Realität vom Wohnzimmer aus erlaubt. Sony hat damit das Tor zum aktuell heißesten Trend für Videospiele weit aufgestoßen. Nach einem glatten Bauchfleck von Virtual Reality in den 1990er-Jahren drängen jetzt Firmen wie HTC, die Facebook-Tochter Oculus und eben Sony mit der Datenbrille Playstation VR (PSVR) auf den Markt.
Bevor auf der Playstation 4 virtuelle Welten entdeckt werden können, heißt es aber erst um- und anstecken. Zum Betrieb der VR-Brille benötigt die Playstation einige zusätzliche Kabel, ein Netzteil, eine Kamera und einen sogenannten Signalsplitter. Letzterer dient dazu, dass sowohl in der VR-Brille als auch auf dem TV-Schirm dasselbe Bild angezeigt wird. Eine beigelegte Übersichtskarte und beschriftete Kabel machen die Installation aber auch ohne Elektronik-Studium machbar.
Bei der Inbetriebnahme fällt positiv auf, dass die Brille sich gut an den Kopf anpasst, für Brillenträger geeignet und auch sehr leicht ist. Weniger positiv ist der Umstand, dass die Grafik des Öfteren verwaschen wirkt, speziell an den Rändern im Blickfeld. Aber das variiert von Spiel zu Spiel. Bei zweidimensionaler Ansicht entspricht das Blickfeld in den Monitoren einer rund vier Meter breiten Leinwand. Mit nur 960 mal 1080 Bildpunkten je Auge sind die eingebauten OLEDMonitore gegenüber der Konkurrenz klar im Nachteil. Dank einer Bildfrequenz von 90 Hertz schafft die PSVR dafür flüssige und flimmerfreie Übergänge.
Unser erster Ausflug in die dritte Dimension: „VR Worlds“, eine Sammlung kurzer Spiele, welche die Möglichkeiten von Virtual Reality demonstrieren sollen.
Bereits das Startmenü zieht alle Register: Inmitten einer rund 20 Meter hohen, barock anmutenden Säulenhalle mit Kuppeldach kann man den Kopf in alle Richtungen bewegen, um den Raum zu erkunden. Je nach Thema des ausgewählten Spiels ändert sich dabei die Umgebung. Einmal wird die Halle mit Wasser geflutet, ein anderes Mal schwebt eine rotierende Kugel vor dem Spieler. Beim Game „London Heist“fallen sogar Patronenhülsen in Zeitlupe von der Kuppeldecke. Wenn man diese mit dem Controller oder der Datenbrille berührt, prallen sie daran ab.
Nach dem Start von „London Heist“befinden wir uns im Hinterzimmer eines heruntergekommenen Pubs. Ich kann nicht umhin und muss nach der Zigarre greifen, die vor mir auf dem Tisch liegt. Eine spezielle Sony-Steuerung, die wie ein kurzer Stock in der Hand gehalten wird, ermöglicht solche Interaktionen. Mit dem zweiten sogenannten Move-Controller nehme ich das Feuerzeug, zünde die Zigarre an und gönne mir einen tiefen virtuellen Zug. Das Leben als Dieb treibt hier in London wirklich wilde Blüten – bis hin zu einer Autoverfolgungsjagd mit Schießerei.
Nach und nach begibt sich der Spieler in „VR Worlds“tatsächlich auf eine Reise in verschiedene Welten: eine Alien-Invasion auf einem fernen Planeten abwehren, ein futuristisches Pingpong-Spiel bestreiten, zwischendurch eine Rauferei in London anzetteln, dann die Flora und Fauna des Meeres bestaunen und schlussendlich liegend auf einem Skateboard die Bergstraßen hinunterrasen.
Die Kurzspielesammlung (zum Download um rund 40 Euro) zeigt sehr eindrucksvoll, was alles mit Virtual Reality möglich sein kann. Der Umstand, dass der Protagonist immer sitzen oder stehen muss, schränkt die Möglichkeiten einer frei erkundbaren Welt aber massiv ein. Nur fahrend, schwebend oder fliegend ist es möglich, den Standort zu wechseln, ohne dass der realistische Eindruck verloren geht. Ein Abenteuerspiel, in dem man den Dschungel mit einem Moped erkundet, dürfte wohl eher nicht für Spannung sorgen. Oder doch? Info: Um die Playstation VR (rund 400 Euro, derzeit ausverkauft) nutzen zu können, wird eine Playstation 4 benötigt (300 Euro), eine Kamera (60 Euro) und für manche Spiele spezielle Controller (80 Euro für zwei Stück).