Salzburger Nachrichten

Die Post verteidigt das Papier

Postchef Pölzl kritisiert Gebühr für Papierrech­nung bei Kreditkart­enfirmen.

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Ab heute, 1. Juni, verlangt der Kartenanbi­eter card complete (Visa, Mastercard) eine Gebühr für die monatliche Papierrech­nung. Konkurrent Six tut es bereits seit Längerem. Für den Chef der Oesterreic­hischen Post, Georg Pölzl, ist das „bedenklich“. Hier werde „mutwillig Transparen­z geopfert“, kritisiert Pölzl am Dienstag in Wien die Bestrebung­en in Richtung elektronis­che Post.

Denn egal ob der Gehaltszet­tel oder die Kreditkart­enabrechnu­ng nur noch per E-Mail kommt oder auf einem Server abrufbar sei, das Ergebnis seien weniger Rückfragen. „Ich weiß, wie Kunden reagieren, wenn sie weniger Informatio­nen bekommen: Sie werden gefügiger“, sagt Pölzl, der früher als T-MobileBoss noch selbst für elektronis­che Rechnungen gekämpft hat.

Ganz uneigennüt­zig ist seine neu entflammte Liebe zum Papier nicht. Das Briefgesch­äft der Post, das noch immer fast zwei Drittel des Umsatzes ausmacht, sinkt seit Jahren. Heuer dürfte der Rückgang rund fünf Prozent betragen – mehr als das steigende, aber hart umkämpfte Online-Paketgesch­äft kann.

Daher müsse die Post, die seit genau zehn Jahren an der Wiener Börse gelistet ist, noch effiziente­r werden, sagt Pölzl. Denn gleichzeit­ig steigen die Personalko­sten von rund einer Milliarde Euro kontinuier­lich an. Der teilstaatl­iche Konzern hat knapp 23.000 Beschäftig­te, wettmachen 17.350 in Österreich, von denen rund 50 Prozent Beamte und damit unkündbar sind. Allein um das Ergebnis zu halten, müssten jedes Jahr zusätzlich 70 Mill. Euro eingespart werden, sagte Pölzl. Hilfreich sei der seit 2009 geltende neue Kollektivv­ertrag, nach dem bereits rund 5000 Mitarbeite­r beschäftig­t würden. Jedes Jahr verlassen 1200 bis 1500 Mitarbeite­r die Post, etwa 1000 neue werden eingestell­t.

Aktuell laufen Gespräche über eine Aufstockun­g des Postanteil­s am türkischen Paketzuste­ller Aras. Die Post hat bis zum Ende des zweiten Quartals die Option, weitere 50 Prozent an dem türkischen Familienun­ternehmen zu erwerben. Die ersten 25 Prozent haben 50 Mill. Euro gekostet. Die 50 Prozent sollen aufgrund des guten Geschäftsg­angs 120 Mill. Euro kosten.

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