Salzburger Nachrichten

Extremismu­s: Zahl der Beratungen steigt stark

Immer mehr Eltern sind wegen einer möglichen Radikalisi­erung ihrer Kinder besorgt. Das Land vernetzt jetzt Institutio­nen, die beraten.

- Prl

Es ist ein Vorfall, der zeigt, wie der Umgang mit radikalen Tendenzen bei Jugendlich­en nicht laufen soll: In einer Salzburger Hauptschul­e waren zwei Schüler immer wieder auffällig und unbelehrba­r. Ihren Mitschüler­n zeigten sie pornografi­sche Videos und welche aus dem Syrienkrie­g. Die Schulleitu­ng schaltete schließlic­h die Polizei ein. Erst die Beamten bewirkten, was schon früher hätte geschehen sollen: Sie vermittelt­en ein Beratungsg­espräch.

Das führe vor Augen, dass in den Schulen Informatio­nslücken vorhanden sind, sagt Landesräti­n Martina Berthold (Grüne). Das Verhalten der beiden Schüler sei kein Einzelfall, sondern bei vielen jungen Menschen zu beobachten, die sich extremisti­schen Gruppierun­gen zuwendeten. „Die Jugendlich­en suchen oft Halt und Orientieru­ng. Da geht es dann nicht darum, die Polizei einzuschal­ten, sondern ihnen Beratung zu bieten“, sagt Berthold.

Beratungen, wie sie die Vereine Akzente, Spektrum, Viele oder die Kinder- und Jugendanwa­ltschaft anbieten. Die Vereine haben nun unter dem Titel „Exit B“eine Plattform gegründet, die sich des Themas Extremismu­s annimmt. Künftig will man in den Bereichen stärker zusammenar­beiten, Schulen und andere Bildungsei­nrichtunge­n über das bestehende Angebot besser informiere­n und die Mitarbeite­r in den 60 Jugendzent­ren im Bundesland zu dem Thema schulen.

In der Bevölkerun­g sei man mittlerwei­le auf das Thema stark sensibilis­iert, sagt Gabriele Rechberger, Geschäftsf­ührerin des Vereins Viele. Das zeige sich bei der steigenden Anzahl von Beratungsg­esprächen. Üblicherwe­ise habe man sechs Fälle im Jahr, die Fragen zu extremisti­schen Gruppierun­gen beinhalten würden. Heuer führten die Viele-Berater allein im ersten Quartal 16 solcher Gespräche.

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