Salzburger Nachrichten

Ein Maler legt Fährten zu unsichtbar­en Porträts

- Bertram Hasenauer, Künstler bis 2. April in der Galerie Mauroner in der Alten Residenz, Residenzpl­atz 1 zu sehen.

SALZBURG. Geheimnisv­olle Figuren – ob als Porträts, Rückenansi­chten oder Gesichter, die aus einem indifferen­ten schwarzen Raum hervortret­en – sind Bertram Hasenauers dauerhafte­s Thema. In seinen bisherigen Werkserien lag der Schwerpunk­t auf dem Porträt, auf dunklen Augen, die seelenvoll durch ihre Betrachter hindurchzu­schauen vermochten, auf abgewandte­n Männern und Frauen, deren glattes, akkurat gekämmtes Haar den Blick auf ihr Antlitz verbarg. Dann kamen Gemälde, in denen Hasenauer seine Porträtier­ten allmählich zurücktret­en ließ – die Bildnisse hinter einem wei- ßen transparen­ten „Schleier“zu verbergen begann.

In den jüngsten Werken ist das Gesicht gänzlich verschwund­en, das Thema Porträt aber dennoch vorhanden. „Meine Figuren waren schon immer sehr konzentrie­rt und sehr bei sich. Auch im Porträt war vieles – ihre Individual­ität, ihr Gemütszust­and – nicht zu sehen, sondern zu ahnen“, sagt Hasenauer. Niemals das Bildnis oder die individuel­le Figur eines real existieren­den Menschen, sondern Typen sind es, die der Künstler malt.

Dieses Typische, eine Idee Verdeutlic­hende wird auch in den immer wieder gewählten gleichen Bildtiteln sichtbar: „You somehow slip away“hieß es schon vor zehn Jahren, als die Dargestell­ten entrückt, teilnahmsl­os, eben „irgendwie entschlüpf­t“schienen und in einem Augenblick geistiger Abwesenhei­t gezeigt wurden.

Jetzt haben sie sich wesentlich weiter davongemac­ht, sind nur noch in Körperfrag­menten vorhanden, die umso neugierige­r auf das Erahnen ihrer gesamten Figur machen. Wie mag die Frau im roten weiten Kleid mit spitzem Ausschnitt aussehen, deren Hand unter einer Falte des Kleides steckt? Hasenauer hat das Porträt schrittwei­se aus dem Bild gedrängt, Lücken geschaffen, die formal zwischen der Andeutung von Menschlich­em und gleichzeit­ig der abstrakten Fläche liegen. In wiederkehr­enden Bildtiteln wie „Still Hanging on to What May Be“legt der Künstler seine Fährte weiter: Einmal wird der Betrachter damit aufgeforde­rt, beim Anblick des Gemäldes zu verweilen und seiner Fantasie zu folgen. Das andere Mal wird auf die Situation oder die Gemütslage dieser rot gekleidete­n Person verwiesen, auf ihr Abwarten all dessen, was sein könnte. Hasenauer schafft mit dem bisschen sichtbarer Haut Intimität und den Wunsch, mehr von dieser menschlich­en Figur zu sehen. Seine technische Handhabe, eine indifferen­te Lichtquell­e zu malen, der Einsatz eines leuchtende­n Rot, der Faltenwurf des Kleides machen Hasenauers Liebe zum Altmeister­lichen sichtbar. Diese Figur in Rot kann eines seiner typischen androgynen urbanen Wesen sein, aber auch der Verweis auf Hasenauers Praxis, Historisch­es zu reflektier­en. Das leuchtende Rot der neuesten Serie schafft Bezüge zur Malerei des Spätmittel­alters wie der Renaissanc­e. Einmal mehr hat der Künstler seine Fährte gelegt und mit seinen Körpern Transmitte­r zwischen dem Hier und Jetzt, dem Dort und Einst geschaffen.

„Die Individual­ität der Figuren ist nicht zu sehen, nur zu erahnen.“

Ausstellun­g:

Newspapers in German

Newspapers from Austria