Wettstreit um Casinos steht vor der Einigung
Kämpften der Glücksspielkonzern Novomatic und zwei tschechische Milliardäre bisher erbittert vor Gericht um die Casinos Austria, setzt man jetzt auf Zusammenarbeit: Beide könnten an Bord bleiben.
LONDON. Der Streit um die künftige Kontrolle über die Casinos Austria AG könnte bald vom Tisch sein. Denn die beiden Parteien, der niederösterreichische Glücksspielriese Novomatic und die Austrian Gaming Holding (AGH) – ein Konsortium um die beiden tschechischen Milliardäre Karel Komarek und Jiri Smejc –, verhandeln seit Kurzem. Eingebunden in die Gespräche ist die Staatsholding ÖBIB, die den 33Prozent-Anteil der Republik an der Casinos Austria AG (CASAG) hält.
„Wir sind weit von einer Einigung, aber beide Parteien sind bereit dazu“, sagte Novomatic-Chef Harald Neumann am Rande der International Casinos Exhibition (ICE), der bedeutendsten Glücksspielmesse der Welt in London. Ziel sei, „in vier bis sechs Wochen eine tragbare und sinnvolle Lösung zu haben“. Wie sie aussehen könnte, ist laut Neumann völlig offen. „Wir haben gewisse Spielregeln, aber es gibt keine Beschränkungen.“Knackpunkt dürfte sein, wer letztendlich das Sagen haben wird.
Warum die beiden Casinos-Interessenten jetzt eine Lösung suchen, dürfte weniger am jüngsten Appell des zuständigen Finanzministers Hans Jörg Schelling in diese Richtung liegen. Der Grund dürfte eher der Hinweis der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) sein, dass sie die – ohnehin komplizierten – Wettbewerbsfragen kaum entscheiden könnte, wenn parallel dazu Klagen zum Verkauf der Anteile laufen. Die BWB hat, wie berichtet, am Mittwoch bekannt gegeben, den Einstieg der Novomatic bei den Casinos durch das Kartellgericht genauer prüfen zu lassen.
Die Klagen rund um den Verkauf der Casinos-Anteile wiederum re- sultieren aus der komplizierten Eigentümerstruktur der Casinos Austria. Die rund zwei Dutzend Eigentümer neben der ÖBIB – Banken, Versicherungen und mehrere Familienstiftungen – waren bisher über gegenseitige Vorkaufsrechte verflochten. Im Vorjahr hat Novomatic direkt und indirekt rund 40 Prozent der CASAG erworben, hätte damit, sobald der Deal durch ist, aber de facto die Kontrolle. Das tschechische Konsortium wiederum hält indirekt elf Prozent und leitet daraus Vorkaufsrechte auf mehr ab. Das haben die anderen Gesellschafter bestritten, wogegen die AGH geklagt hat.
Geschäftlich sind die beiden Neo-Casinos-Eigentümer schon jetzt verbunden. Smejc gehört in Griechenland der ehemals staatliche Lotterieund Sportwettenkonzern OPAP – ein Kunde von Novomatic. Zu Komareks Vermögen zählt die tschechische Lotteriegesellschaft Sazka. Engere Zusammenarbeit, aber auch ein Abtausch von Anteilen an den Casinos könnte ein Teil der jetzt angestrebten Lösung bei den Casinos Austria sein.
Doch selbst wenn die Eigentümerfrage rasch geklärt wird: Vor dem Spätsommer rechnet Novoma
FREITAG, 5. FEBRUAR 2016 tic-Chef Neumann nicht damit, bei den Casinos Austria „aktiv mitreden“zu können. Denn neben der BWB prüfen auch die Wettbewerbsbehörden in Kanada und Australien die eigentumsrechtlichen Ände
rungen bei den Casinos Austria, weil diese dort Spielbanken betreiben. Die kleinen Familienaktionäre haben laut Neumann „nicht vor, in der nächsten Zeit zu verkaufen“. Auch die ehemalige Kirchenbank Schelhammer & Schattera, heute im Besitz der Grawe, will nicht verkaufen. Sollten sie ihre Meinung ändern, würde Novomatic zugreifen. Das gilt auch für die ÖBIB. „Wenn sie sich entscheidet, hätten wir Interesse, die Anteile zu kaufen“, sagt Neumann.