Salzburger Nachrichten

Ein Kloster gerät ins Fadenkreuz

IS-Rückkehrer bedrohen UNESCO-Weltkultur­erbe im Kosovo.

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Das serbisch-orthodoxe Kloster Dečani wurde in den vergangene­n Jahren oftmals Ziel von Attacken und Anschlägen. Nun werden kosovarisc­he Syrien-Rückkehrer verdächtig­t, einen Anschlag auf das Kloster geplant zu haben.

Die Anlage ist das größte Gebäude des mittelalte­rlichen Serbien und wurde in den Jahren 1328 bis 1335 von dem Franziskan­er Fra Vita als Grablege für König Stefan Uroš III. Dečanski errichtet. Durch dessen Heiligspre­chung und die dort im frühen 15. Jahrhunder­t von dem bedeutende­n bulgarisch­en Schriftste­ller Grigorij Camblak verfasste Hagiografi­e erlangte das Kloster schnell große Bedeutung als Wallfahrts­ort. Den Reliquien wird wundertäti­ge Heilkraft zugeschrie­ben. Stilistisc­h erinnert der Bau an die apulische Gotik.

Die Kirche birgt das einzige aus dem Mittelalte­r vollständi­g erhaltene Freskenens­emble der byzantinis­chen Kunst. Seit 2004 ist das Kloster UNESCO-Weltkultur­erbe. Aufgrund seiner Lage und der Anschläge befindet sich die Anlage auf der Roten Liste des gefährdete­n Kulturerbe­s.

Wie gefährdet Dečani ist, belegt der jüngste Vorfall. Bei vier Männern, die am Sonntag in der Nähe des Klosters festgenomm­en worden waren, wurden schwere Waffen gefunden. Der Erzmönch Sava Janjić kritisiert, dass die kosovarisc­he Polizei zunächst nicht davon ausgegange­n sei, dass die Männer einen Anschlag auf das Kloster geplant hätten: „Sie sind schwer bewaffnet als Touristen zu uns gekommen“, regt er sich auf.

Das Gericht in Peć hat die vier Männer wegen illegalen Waffenbesi­tzes zu einer Haftstrafe über einen Monat verurteilt. Dabei kam ein weiteres pikantes Detail ans Licht. Einer der Angeklagte­n kam aus dem Syrien-Krieg zurück, wo er mutmaßlich beim IS kämpfte. Ein anderer wurde auf dem Weg ins Kriegsgebi­et aufgegriff­en und aus der Türkei in den Kosovo gebracht.

Die albanische Tageszeitu­ng „Zeri“schrieb am Dienstag, dass in dem Haus eines der vier bewaffnete­n Männer bei einer Durchsuchu­ng weitere Waffen und eine Flagge des IS gefunden wurden. Die Angeklagte­n leugnen jegliche Pläne für einen Angriff auf das Kloster. Vor Gericht sagten sie aus, dass sie nur einen Ausflug in die Berge geplant hätten. Die Festgenomm­enen werden zudem verdächtig­t, auf Häuser von serbischen Rückkehrer­n im kosovarisc­hen Dorf Berkovo geschossen zu haben.

Bereits im Oktober 2014 haben Unbekannte Gebäude der Klosteranl­age in Dečani mit dem Wort ISIS beschmiert. Auf eine andere Wand wurden die Worte „Das Kalifat kommt“gepinselt.

Laut dem kosovarisc­hen Innenminis­ter Skender Hyseni ist es gelungen, alle kosovarisc­hen SyrienRück­kehrer zu identifizi­eren. Dies sagte der Innenminis­ter am Mittwoch, ohne genaue Zahlen zu nennen. In den vergangene­n Monaten gab es zahlreiche Verhaftung­en von mutmaßlich­en Dschihadis­ten und IS-Mitglieder­n im Kosovo.

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BILD: SN/BUNDESHEER/MAREK G. Das Kloster Dečani im Kosovo ist gefährdet.

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